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01.02.2022 Trotz Corona: Die Wirtschaft investiert in Hamburg

9.168 abgesicherte oder neue Arbeitsplätze, 1.058 betreute Unternehmen und ein Investment von rund 752 Millionen Euro, das sind die Kennzahlen von Hamburg Invest für das Jahr 2021. Wirtschaftssenator Michael Westhagemann: „Nach den positiven Signalen vom Arbeitsmarkt bestätigt auch das Ergebnis von Hamburg Invest, dass die Pandemie die Hamburger Wirtschaft bisher nicht dauerhaft beeinträchtigt. Auch 2021 hat Hamburg Invest ein Ergebnis erzielt, das an die Zeiten vor Corona anknüpft. Die stadtwirtschaftlichen und fiskalischen Effekte sind hervorragend. Die Arbeit von Hamburg Invest stärkt langfristig und nachhaltig den Wirtschaftsstandort Hamburg. Jeder in die Wirtschaftsförderung investierte Euro zahlt sich aus. “Hamburg Invest Geschäftsführer Dr. Rolf Strittmatter erläutert das Ergebnis: „Angesichts der Pandemie besteht bei Unternehmen ein hoher Beratungsbedarf. Projekte dagegen werden deshalb zum Teil zeitlich geschoben. Dies gilt insbesondere bei kleineren, lokalen Expansionsprojekten und aufgrund der Reisebeschränkungen bei internationalen Ansiedlungen vor allem aus Übersee. Größere Vorhaben werden in Hamburg weiterhin unverändert realisiert.“

Die Ergebnisse in Zahlen

Der anhaltenden Corona-Pandemie zum Trotz liegt das Ergebnis auf einem sehr hohen Niveau. Beratungen wurden noch stärker nachgefragt als 2020. Allerdings ist die Projektanzahl rückläufig. Erfolgreiche Vorhaben sind aber größer. Von den 969 Beratungen erfolgten 336 für „Nicht-Hamburger-Unternehmen“. Hiervon waren 158 internationale Firmen. 633 betrafen Hamburger Kunden.

Im Mittelpunkt des Engagements von Hamburg Invest standen auch 2021 die Themen Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Die meisten von Hamburg Invest betreuten Firmen kamen aus dem innovativen Mittelstand oder waren Startups.

Wachstum

Expansionsprojekte Hamburger Unternehmen sind von 60 auf 36 zurückgegangen. Größere Vorhaben sind hiervon nicht betroffen. Deshalb liegt die Zahl der abgesicherten und der neuen Arbeitsplätze nur geringfügig unter dem Niveau des Vorjahres. Zurückhaltung für Investitionen ist hingegen bei kleineren und mittleren Betrieben zu beobachten. Sie nutzen aber verstärkt das Beratungsangebot von Hamburg Invest.

2021 hat Hamburg Invest den Unternehmen insgesamt 17,8 Hektar Gewerbefläche (GE/GI Ausweisung) vermittelt. Davon waren 6 Hektar private und 11,8 Hektar städtische Grundstücke. Neun Flächen mit insgesamt 5,3 Hektar der städtischen Flächen waren Grundstücke der Hamburg Invest Entwicklungsgesellschaft (HIE). Insgesamt hat die HIE seit Gründung im Mai 2018 in 39 Projekten 38,8 Hektar vermittelt. Davon wurden 61,6 % der Flächen im Erbbaurecht vergeben, Tendenz zunehmend. Der Erbbaurechtsanteil betrug 2021 sogar 82,9 % der Flächen. Darüber hinaus wurden 2021 noch 134.000 qm Bruttogeschossfläche, in etwa zu gleichen Teilen von der Stadt und privat, vermittelt.

Ansiedlung

Aufgrund der anhaltenden Corona-Krise konnten geplante Reisetätigkeiten, Messebeteiligungen, Roadshows mit Seminaren, Präsentationen und Einzelgespräche wie schon 2020 auch im Jahr 2021 nicht stattfinden und sind teilweise vollständig ausgefallen. Ebenso fielen entsprechende Delegationsreisen internationaler Investoren nach Hamburg weg. Durch die Teilnahme an und die Ausrichtung von hybriden und digitalen Formaten für unterschiedliche Zielgruppen in unterschiedlichen Quellmärkten und -regionen konnten aber trotzdem neue Kontakte geschaffen werden.

Vor dem Hintergrund des Aufkommens weiterer Virus-Mutationen und der damit verbundenen weiter zögerlichen Aufnahme von Reiseaktivitäten insbesondere nach Übersee wie auch der Durchführung von Veranstaltungen steht gerade der Bereich Internationale Investitionen auch weiterhin vor großen Herausforderungen. 2022 erfolgt deshalb eine Verstärkung der Aktivitäten im benachbarten Ausland. „Es ist sehr erfreulich, dass die Zahl der Ansiedlungen nur von 59 auf 47 zurückgegangen ist“, kommentiert Hamburg Invest Geschäftsführer Dr. Rolf Strittmatter.

Metropolregion

Hamburg Invest betrachtet die Metropolregion Hamburg als einheitlichen Wirtschaftsraum. Unternehmen, denen in Hamburg kein passendes Grundstück vermittelt werden kann, werden aktiv in die Metropolregion vermittelt. So soll die Wirtschaftskraft im Norden gehalten werden. Im Durchschnitt sind dies sechs Unternehmen pro Jahr. Die Wanderungsbewegung von Unternehmen in der Metropolregion erfolgt allerdings nicht auf einer Einbahnstraße. 2021 wurden umgekehrt auch 7 Unternehmen aus der Metropolregion bei der Standortsuche in Hamburg unterstützt. Bekanntestes Beispiel ist AstraZeneca. Das global agierende Pharmaunternehmen mit schwedisch-britischen Wurzeln – eines der größten der Welt – wurde bei der Suche nach einem neuen Unternehmensstandort von Hamburg Invest begleitet. Aufgrund der gestiegenen Anforderungen an die Mitarbeiter*innen und dem dauerhaft gesicherten bzw. wachsenden Bedarf nach diesen wurde ein Umzug des Unternehmens nach Hamburg notwendig. Hamburg Invest hat das Unternehmen in die branchenrelevanten Verwaltungs-/Behörden- und Netzwerkstrukturen vermittelt und auch bei weiteren Fragestellungen des Unternehmens unterstützt. Dadurch konnte das Unternehmen mit mehreren hundert hochqualifizierten Mitarbeiter*innen in der Metropolregion Hamburg gehalten werden.

Unternehmensbeispiele - Wachstum

Amptec/Merck

Die Fa. Amptec ist ein führender Auftragshersteller und -entwickler von mRNA und somit ein sehr wichtiger Zulieferer im Bereich der Diagnostik und der Herstellung therapeutischer mRNAs. Das Unternehmen musste aufgrund des hohen Nachfragedrucks sehr zeitnah seine Laborkapazitäten in Hamburg ausbauen. Durch eine umfängliche Standortsuche, Vermittlung und Begleitung durch Hamburg Invest konnte kurzfristig ein geeigneter Standort in Altona gefunden werden.

Berenberg Bank

Die traditionsreiche und alteingesessene Hamburger Privatbank plant mittelfristig die Verlagerung ihres zentralen Verwaltungssitzes von der Binnenalster an einen neuen Standort. In Gesprächen mit der Bank wurden verschiedene öffentliche Grundstücksalternativen vorgestellt, da für Berenberg allerdings nur der Kauf eines Grundstücks in Frage kam, wurden auch Alternativen auf privater Angebotsseite geprüft. Durch Vermittlung von Hamburg Invest konnte letztendlich ein attraktives Entwicklungsgrundstück in der City Nord erworben werden, wo nun bis 2025 ein neuer Verwaltungssitz entstehen soll.

Handwerker- und Gewerbehof Am Diebsteich

Nachdem bereits 2020 mehrere private Gewerbehofentwicklungen auf Hamburg Invest-Flächen umgesetzt werden konnten, konnte die Entwicklung des Handwerkerhofes Am Diebsteich 13 vertraglich fixiert werden.

Handwerker- und Gewerbehof Zur Haidkoppel

Das Unternehmen Spangenberg + Schneider ist im Bereich Heizungstechnik aktiv. Spangenberg & Schneider hat im Jahr 2013 bereits den heutigen Betriebssitz im Rahmen der Wirtschaftsförderung erworben und dort erfolgreich ein „Handwerker Haus“ errichtet, in dem aktuell vier Handwerksbetriebe mit 45 Arbeitsplätzen, davon sieben Auszubildende, ihren Sitz haben. Aufgrund des wachsenden Raumbedarfs der aktuellen Nutzer des HandwerkerHauses wurde das Nachbargrundstück für die Errichtung weiterer Lager- und Stellplatzflächen erworben.

Schindler

Der hochspezialisierte und weltweit aktive Anbieter von Aufzügen und Fahrtreppen und damit einhergehenden Dienstleistungen hat seine norddeutsche Service- und Verwaltungseinheit neu strukturiert und für zukünftiges Wachstum ausgerichtet. Das Unternehmen konnte als Zweitmieter im Zuge einer Wirtschaftsförderungsvergabe in dem von ECE neu projektierten Campus Hamburg in Barmbek-Nord untergebracht werden. Ankermieter ist dort die Société Générale.

Unternehmensbeispiele - Ansiedlung

Checker Software Systems GmbH

Checker Software Systems aus Israel hat im Jahr 2021 ihre Tätigkeit in Hamburg aufgenommen. Aus der Hamburger Deutschland Zentrale heraus will man die Kundenpflege in ganz Deutschland fortführen, um den deutschen Markt besser einzuschätzen. Die Firma hat mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Entwicklung digitaler Forschungslösungen und Integrationstechnologien für die Marktforschung durch anonyme Testkäufe und die Einbeziehung der Kundenerwartungen. Checker Software Systems bietet Komplettlösungen auf Unternehmensebene für Marktforschungsexperten und Testkäufer weltweit.

Ensmile

Ensmile ist ein Hersteller von unsichtbaren Zahnschienen (Alignern) aus Pakistan. Die Firma entwickelt hochwertige, innovative Produkte über 3D Dentaldruck für Kieferorthopäden, Zahnärzte und Labore weltweit. Die Zahnschienen wurden speziell für die Erwachsenenbehandlung konzipiert und korrigieren die Zähne nicht mit Metallelementen oder Zahnspangen, sondern über transparente Kunststoffschienen. Das Unternehmen liefert zurzeit seine Produkte an sechs bekannte Kliniken in Deutschland.

Saedinia GmbH

Seit 1970 steht die Familie Saedinia für die Kreation und Fertigung von handgefertigten Süßigkeiten. Die iranische Saedinia Gruppe stellt eine breite Palette an Erzeugnissen wie Sohan, Gaz, Tee, verschiedene Desserts, Schokoladen und andere Kakaoprodukte her. In Hamburg wurde der erste Laden von Saedinia mit einer Verkaufsfläche und einem Café von insgesamt 600 m² erfolgreich eröffnet. Aufgrund der Corona Einschränkungen (Kurzarbeit/ Lockdown) schwankt die Anzahl von Mitarbeiter*Innen momentan zwischen 7 und 13 Angestellten.

Synergy Marine Germany GmbH

Synergy Marine ist eine Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Singapur und rund 13 Standorten weltweit, darunter in den USA, Australien, Indien, Japan, China, Südkorea und den Philippinen etc. Das Unternehmen eröffnete ihr 25. Büro in Hamburg im November 2021. Synergy Marine bietet erstklassige, technologiegetriebene Schiffsmanagementlösungen und deckt Anforderungen aus den Bereichen Management und Wartung ab. Zusätzlich verfügt das Unternehmen über eine Flotte von über 400 Schiffen. Für ihren Beitrag zur Entwicklung Singapurs als internationalem maritimen Drehkreuz hat Synergy Marine im 2021 eine IMA-Auszeichnung erhalten. Synergy Marine hat vor kurzem eine Vereinbarung mit Oldendorff Carriers, einem der führenden Reeder Deutschlands, unterzeichnet. Sie arbeiten mit vielen deutschen und skandinavischen Reedern zusammen und planen, ihre Dienstleitungen in der EU auszubauen.

TeleMedC

Das singapurische Unternehmen entwickelt eine Reihe von KI-basierten diagnostischen Hard- und Softwarelösungen für ein breites Spektrum von Augenkrankheiten. Diese können zur Kontrolle für die Diagnose und Prävention von chronischen Krankheiten wie Diabetes, Glaukom, Schlaganfall, Bluthochdruck und Makuladegeneration eingesetzt werden. Die künstliche Intelligenz (KI) des Unternehmens zur Erkennung von diabetischer Retinopathie wurde Unternehmensangaben zufolge als erste in Singapur und Australien zugelassen und ist eine der genauesten bilddiagnostischen KI-Dienste der Welt. Das Unternehmen hat kürzlich eine Förderung der IFB Hamburg erhalten. Mit dem Zuschuss wird die Forschungs- und Entwicklungsarbeit mit der Abteilung für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) über einen Zeitraum von zwei Jahren gewährleistet. Mit Hauptsitz in Singapur und Niederlassungen in Australien und Deutschland steht TeleMedC weiterhin an der Spitze der Deep-Tech- und medizinischen Innovationen.

Ausblick 2022

Trotz Corona ist bei Hamburger Unternehmen die Nachfrage nach Gewerbeflächen weiterhin groß. Hemmend für den Projektabschluss ist hier häufig die geringe Anzahl angebotsfähiger Flächen. Insofern wird perspektivisch die Vermittlung von Investitionsprojekten in die Metropolregion zunehmend an Bedeutung gewinnen. Zurückhaltend sind weiterhin v.a. kleinteilige Nutzer aus dem Bürosegment. Sie warten die Entwicklung ab und nutzen das Beratungsangebot von Hamburg Invest intensiv. Die Gewerbeimmobilien Datenbank steht inklusive entsprechender Serviceangebote vor einem erfolgreichen Relaunch. Ziel ist es, insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen sowie privaten Immobilienanbietern einen noch umfangreicheren Service zu bieten.

Weiterhin komplex ist die Situation bei den internationalen Ansiedlungen. Vor dem Hintergrund von Reisebeschränkungen und der geforderten Hygiene-/Gesundheitskonzepte für Veranstaltungen mit beschränkter Teilnehmerzahl und der damit verbundenen Zurückhaltung bei Durchführung von Präsenz- oder Hybridveranstaltungen, gestaltet sich auch das Jahr 2022 gerade im Bereich internationale Investitionen herausfordernd.

Um Wirtschaft und Wissenschaft noch enger miteinander zu verzahnen, wird in unmittelbarer Nachbarschaft des zukünftigen Gründungs- und Forschungszentrums DESY Innovation Factory II am Vorhornweg ein weiterer Ort für Startups und junge, technologieorientierte Unternehmen entstehen. Um den akuten Bedarfen an mietbaren Labor- und Büroflächen für junge Techunternehmen und Forschung nachzukommen, ist hier im Auftrag der Behörde für Wirtschaft und Innovation entsprechend der von Hamburg Invest Entwicklungsgesellschaft (HIE) durchgeführten Bedarfsanalyse die Errichtung eines tecHHubs am Standort Vorhornweg geplant. Hierfür sind Haushaltsmittel in Höhe von 35 Mio. € vorgesehen. Im Gegensatz zur DESY Innovation Factory II liegt hier der Fokus auf biologischen und chemischen Nasslaboren. Der tecHHub soll für Startups und wachsende innovative Unternehmen insbesondere im Bereich Life Science auf ca. 6.800 m² Bruttogeschossfläche kurzfristig ein großes Labor- und Büroflächenangebot sowie Vernetzungsmöglichkeiten vorhalten.






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