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31.12.2021 Nachhaltigkeit und ESG: Wer dies ignoriert, scheidet aus dem Markt aus

Nachhaltigkeit war über viele Jahre nur ein Schlagwort aus den Marketing- Abteilungen. Einmal im Jahr für den Regenwald gesammelt und fertig war das Saubermann-Image vieler Unternehmen. Doch glücklicherweise wird der Begriff der Nachhaltigkeit heute mehr und mehr mit Leben gefüllt. Die Ergebnisse der Klimakonferenz in Glasgow gelten nicht gerade als großer Wurf, aber als Schritte in die richtige Richtung. Jenseits von der Klimaneutralität sorgen die ESG- Nachhaltigkeitskriterien dafür, dass sich Wirtschaft und Gesellschaft in die richtige Richtung bewegen. Das funktioniert, indem diejenigen Marktteilnehmer belohnt werden, die nach den Regeln spielen.

ESG als Werkzeug der Unternehmensanalyse

ESG steht für Environment, Social und Governance und bezeichnet zu Deutsch Themen rund um Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Längst haben Rating-Agenturen diese abstrakten Begriffe mit Inhalt gefüllt und bewerten etwa, wie ein international tätiger Konzern Arbeitnehmerrechte berücksichtigt oder Umweltfragen beantwortet. Der Bereich der Governance umfasst etwa Führungsstrukturen innerhalb von Konzernen. Bestehen dort unabhängige und machtvolle Kontrollinstanzen sowie klare Leitlinien, wirkt sich das besser auf das jeweilige Scoring im Bereich Governance aus, als wenn Prozesse wenig institutionalisiert und dafür informell ablaufen. Letzteres legt nämlich den Verdacht der Seilschaften und Vetternwirtschaft nahe – um langfristig das Gute zu erreichen, sind das keine optimalen Voraussetzungen.

Doch wer jetzt glaubt, bei ESG ginge es um abstrakte Weltverbesserer-Kriterien, die dem eigentlichen Zweck von Unternehmen, nämlich Gewinne zu erwirtschaften und zu wachsen, entgegenstehen, der irrt. Ziel von ESG ist es nämlich, die Wirtschaft in die richtigen Bahnen zu lenken und alle Beteiligten rund um Konzerne – also auch Anwohner oder Angestellte – mit ins Boot zu holen. Längst haben Ökonomen erkannt, dass dieser Ansatz nicht nur aus moralischer Sicht Sinn macht. Vielmehr können die Umsetzung von ESG Kriterien den langfristigen Erfolg eines Unternehmens begünstigen. Das gelingt etwa, indem hohe ESG-Ratings im Bereich Soziales das Risiko von Streiks oder Konflikten unter Mitarbeitern reduzieren – gerade in der Produktion ist das wichtig. Auch sprechen hohe Scores im Bereich der Unternehmensführung für Transparenz – sie senken das Risiko für Korruption und Misswirtschaft und die Gefahr zugehöriger Skandale. Welche positiven Folgen umweltfreundliches Handeln und Klimaschutz langfristig haben, liegt auf der Hand.

ESG betrifft die gesamte Wertschöpfungskette

Auch aus diesen ökonomischen Gründen gewinnen ESG-Kriterien an der Börse und rund um die Unternehmensfinanzierung am Anleihemarkt immer mehr an Bedeutung. Wer nachhaltig agiert, zahlt am Ende weniger Zinsen. Diesen Wettbewerbsvorteil wollen sich alle Unternehmen sichern und schärfen daher ihr ESG-Profil.

Auch für Anleger sind ESG-Kriterien wichtig: Einerseits sind sie dazu geeignet, bestimmte Risiken für Korruptionsskandale, Streiks oder auch Umweltschäden zu reduzieren und andererseits sind sie auch ein Gradmesser für die Agilität von Unternehmen. Wenn etwa Minen-Gesellschaften die Energieversorgung ihrer Projekte mit Hilfe von regenerativen Energien umsetzen und bei der anwohnenden Bevölkerung dank einer umfangreichen Strategie der Kooperation einen Stein im Brett haben, profitieren am Ende auch Anleger. Auch potenzielle Kunden schauen ganz genau hin, wie nachhaltig Unternehmen produzieren. Deutlich wird das etwa bei Elektroautos. Die anspruchsvollen Kunden sind kaum bereit, tausende Euro für ein E-Auto auszugeben, das zu einem großen Teil mit Rohstoffen aus dubiosen Quellen gebaut wurde. Da ESG-Kriterien entlang der gesamten Wertschöpfungskette zum Tragen kommen, bestimmen sie zunehmend unser Handeln und dringen in sämtliche Bereiche vor. Wer ESG ignoriert, wird langfristig aus dem Markt ausscheiden. Für die Welt und auch die Anleger ist das eine erfreuliche Entwicklung.

(Aktuelle Markteinschätzung von Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ)







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