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02.12.2021 Die Fed akzeptiert die Inflation als dauerhaft – und steuert gegen

Fed-Chef Jerome Powell zeigt sich lernfähig: Mit einer kurzen Nebenbemerkung schickt er das Wort „vorübergehend“ in Bezug auf die Inflation in Rente. „Das ist an und für sich ein guter und ehrlicher Schritt, der ihn stärken könnte“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH. „Weil er sich aber damit rechtfertigt, das schon immer gemeint zu haben und nur falsch verstanden worden zu sein, verliert er an Kraft.“ Und diese Kraft bräuchte Powell, um in den kommenden Monaten die Balance zu halten und die Märkte zu stützen.

Powell akzeptiert, dass die Preissteigerungen weitergehen werden, vielleicht mit geringerer Dynamik, aber immer noch stärker als von den Notenbankern gewünscht. „Die Inflationsraten bauen offensichtlich schon den Druck in der US-amerikanischen Bevölkerung auf, der die Fed zum Umdenken zwingt“, sagt Bente. „Powell hat das Wort ‚vorübergehend‘ jetzt ausgemustert“, so Bente. Dies mit der Begründung, er sei falsch verstanden worden. „Aber natürlich war das so gemeint, alle haben es so verstanden, nur die Fed lief wieder einmal auf der falschen Spur“, sagt Bente. „Jetzt ist die US-Notenbank erneut umgefallen, weil der Inflationsdruck zu hoch wird.“ Ein Zeichen der Stärke ist das nicht.

Dass es sich um eine Kehrtwende handelt, zeigt sich auch in einer weiteren Ankündigung Powells: Er deutete an, die Anleihekäufe schneller als bislang vorgesehen zu reduzieren oder auslaufen zu lassen. „Das ist eine erste Reaktion auf den steigenden Inflationsdruck“, so Bente. „Weitere Schritte sind möglicherweise auch notwendig bis hin zu Zinsschritten nach oben.“ Damit wird Powell den Märkten das nehmen, was sie seit Jahren dringend brauchen: nahezu unbegrenzte Liquidität. „Die Märkte sind abhängig und jetzt dreht der Lieferant des Stoffs den Hahn zu“, sagt Bente. „Das kommt nicht gut an, wie auch die ersten, kurzfristigen Reaktionen der Börsen gezeigt haben.“

Schon die Andeutung eines Politikwechsels der Fed erwischte die Märkte auf dem falschen Fuß. „Der Markt ist abhängig von der sehr lockeren Geldpolitik“, sagt Bente. „Und wenn sich die Fed wegen des zunehmenden Drucks anders verhalten muss, also die Aktionäre nicht mehr in jedem Fall mit stimulativer Geldpolitik heraushauen wird, steigen die Risiken im Markt.“







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