News RSS-Feed

14.10.2021 Bauindustrie: Nur knapp ein Fünftel verfügt über Erfahrungen mit M&A

Die M&A- und Strategieberatung S&B Strategy hat eine umfangreiche Studie zum Thema „M&A in der Bauindustrie 2021“ veröffentlicht. Dabei wurden über 500 Top-Entscheider aus sämtlichen Segmenten der Wertschöpfungskette interviewt. Zentrales Ergebnis der Studie: Ein Großteil der deutschen Baubranche wird bis 2030 einen starken Konsolidierungsdruck erfahren. Hiervon besonders betroffen sein werden die Segmente Hochbau sowie Ausbau und technische Gebäudeausrüstung (TGA). In letzterem Segment allein wird die Zahl der Unternehmen in Deutschland bis 2030 von aktuell ca. 160.000 auf bis zu 98.000 abschmelzen.

Allerdings haben mit lediglich 20 Prozent nur der geringste Teil der deutschen Bauunternehmen bereits Erfahrungen in Sachen M&A. Die Studie von S&B Strategy gibt deshalb auch Auskunft über Erfolgskriterien, sowohl beim Ver- als auch beim Kauf von Unternehmen.

Gesteigerte Komplexität und fehlende Nachfolge als Konsolidierungstreiber

Zentrale Treiber des Konsolidierungstrends sind globale Phänomene wie etwa Digitalisierung, Klimaschutz und Fachkräftemangel. Dadurch verändern sich vor allem die Anforderungen an Geschäftsmodelle, zum Beispiel in Sachen Building Information Modelling (BIM), CO2-Reduktion oder modernes Recruiting.

Zudem werden Bauprojekte selbst durch Trends und Innovationen immer komplexer. Dies führt zu einem Bedarf an immer umfassenderen Serviceangeboten, durch die alte Abgrenzungen zwischen Gewerken aufgeweicht werden. Ein Beispiel hierfür ist die Verwendung von Wärmepumpen, die sich zunehmend als klimaneutraleres Heizsystem durchsetzen. Diese wiederum werden verstärkt im Verbund mit Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen sowie Batteriespeichern eingebaut. Der moderne Heizungsbauer braucht somit zusätzliches Know-how sowohl in Elektrotechnik als auch im Dachdecken. Eine Lösung, dem derart transformierten Bedarf zu begegnen: Verschiedene Unternehmen schließen sich zusammen in Gruppenstrukturen oder Plattformmodellen.

Ein weiterer Konsolidierungstreiber ist der demografische Wandel. Eine zunehmende Anzahl von Unternehmensinhabern aus der Generation der „Babyboomer“ zieht sich altersbedingt zurück. Viele davon finden aber weder in der Familie noch im Unter-nehmen selbst einen geeigneten Kandidaten für die Nachfolge. Um also den Unternehmensfortbestand sowie Arbeitsplätze zu sichern, müssen Inhaber verstärkt nach M&A-Lösungen Ausschau halten. Derzeit betroffen von derartigen Nachfolgeproblematiken sind 9.200 Unternehmen in der Baubranche. In den Jahren zwischen 2010 und 2020 bedeutete dies einen Zuwachs von knapp 80 Prozent – ein Trend, der sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Bis 2030 wird die Zahl der nachfolgelosen Unternehmen jedes Jahr um 2 Prozent steigen.

Lediglich 20 Prozent der Bauunternehmen mit M&A-Erfahrung

Um dem steigenden Konsolidierungsdruck und den sich ändernden Herausforderungen des Marktes zu begegnen, bedarf es erfolgreicher Strategien beim Zu- und Verkauf von Unternehmenssegmenten. Nur die wenigsten Unternehmen in der Baubranche können hierbei auf Erfahrungen in Sachen M&A zurückgreifen. Denn lediglich 20 Prozent verfügen über einschlägige Erfahrungen. Als größte Herausforderungen für einen erfolgreichen M&A-Prozess nannten die meisten der von S&B Strategy befragten Entscheider unklare Zuständigkeiten im M&A-Prozess sowie unzureichende Synergieeffekte aus den Transaktionen.

Frühzeitige Beantwortung wichtiger Fragen und klare Ziele als Schlüssel zum Erfolg
Basierend auf den Studienergebnissen leiten die Autoren Erfolgskriterien sowohl für den Unternehmensver- als auch den -zukauf ab. Beim Verkauf ist eine ehrliche und frühzeitige Beantwortung persönlicher und unternehmensspezifischer Fragestellungen entscheidend. Klarheit über Fragen wie „Wer ist mein präferierter Zielkäufer und warum?“, „Wie lange möchte ich zur Sicherstellung der Übergabe noch operativ tätig sein?“ oder „Können Unternehmensanteile leicht verkauft werden oder ist die Unternehmensstruktur nur auf mich persönlich zugeschnitten?“ sorgt nicht nur dafür, dass ein gerechtfertigter Preis für das eigene Unternehmen erzielt wird, sondern dieses auch in die richtigen Hände gerät, um erfolgreich fortbestehen zu können.
Beim Zukauf von Unternehmen kommt es hingegen auf ein klare Gesamtstrategie an. Von dieser können dann M&A-Ziele abgeleitet werden, mit denen eine Transaktion dann auch die gewünschten Effekte für das Unternehmen hat und einen echten Mehrwert für den Käufer schafft.

„Für die deutsche Bauindustrie wird M&A in den kommenden Jahren immer wichtiger. Globale Trends wie Digitalisierung, Klimaschutz und Fachkräftemangel werden diese Entwicklung weiter befeuern. Um das eigene Unternehmen auch langfristig erfolgreich im Markt zu halten, müssen Entscheider bereits jetzt die richtigen Weichen stellen. Dabei ist vor allem wichtig, dass man nicht auf sein Bauchgefühl hört, sondern datenbasierte Entscheidungen trifft und diese dann auch mit Konsequenz verfolgt. Wer dann noch die zweite und dritte Führungsebene in den Prozess mit einbindet, schafft einen echten Mehrwert für das eigene Unternehmen und dessen Mitarbeiter.“, so Patrick Seidler, M&A-Partner bei S&B Strategy und Mitautor der Studie.






Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!