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20.09.2021 Märkte: Bad news are good news – aber nur manchmal

Negative Konjunkturdaten prägen derzeit die Märkte. Vor allem die Datenlage in China hat sich merklich eingetrübt. Das Reich der Mitte bietet bis auf weiteres keine positiven Impulse für die globale Wirtschaft. Unternehmen haben ihre Ausblicke zum großen Teil nach unten revidiert. Konjunktursensitive Aktien zeigen sich relativ schwach, und wichtige Industrierohstoffe verlieren. Auch die Anleihemärkte senden ernstzunehmende Signale: Dort zeigen die Risikoaufschläge der Unternehmensanleihen zunehmend nach oben, weil Investoren an der Solvenz der Unternehmen zweifeln und höhere Risikoprämien verlangen.

Angesichts dieser Gemengelage ist es erstaunlich, dass globale Börsen zuletzt nicht stärker abverkauft wurden. Eine Erklärung dafür liefert die globale Geldpolitik: Die Notenbanken sind nach wie vor ultra-expansiv und versorgen die Märkte mit reichlich Liquidität. Das führt so weit, dass selbst schlechte Nachrichten von Marktteilnehmern positiv interpretiert werden – nach dem Motto: Schwache Konjunkturdaten sorgen für eine Fortsetzung der großzügigen Liquiditätsversorgung seitens der Notenbanken. Mittelfristig zeichnet sich jedoch eine Liquiditäts-Bremse ab: So hat die europäische Zentralbank bereits angekündigt, die Volumina der Anleihenkäufe zum Jahresende moderat zurückzufahren, die US-amerikanische Notenbank dürfte in den nächsten Wochen oder Monaten folgen. Wird die Liquidität dann wieder knapper, wird der Markt mit „Entzugserscheinungen“ reagieren.

Europäische Aktien im Fokus

Trotz Nachholpotenzial konnten europäische Aktien in den vergangenen Monaten nicht nachhaltig zulegen – auch weil sie stark vom Chinageschäft abhängen. Auch die anstehende Bundestagswahl sorgt für Zurückhaltung: Laut aktuellen Umfragen droht Deutschland ein Linksruck oder zumindest eine sehr zähe Regierungsbildung und somit eine längere Phase der Verunsicherung. Allerdings dürften diese Risikoszenarien von den Märkten bald größtenteils eingepreist und daher nur vorübergehend bestimmend sein.

In China wiederum ist das Bild derart schwach, dass schon bald stimulierende fiskalische und monetäre Gegenmaßnahmen zu erwarten sind – wieder nach dem Motto: „Bad news are good news.“ Trotz der Negativfaktoren dürfen professionelle Anleger Europa also nicht gänzlich abschreiben.






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