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28.02.2018 HSH bekommt private Eigentümer – Altlasten werden herausgelöst

Die HSH Nordbank AG wird künftig eine Geschäftsbank mit ausschließlich privaten Eigentümern. Die voneinander unabhängigen Anteilseigner sind Cerberus European Investments, J. C. Flowers & Co., GoldenTree Asset Management, Centaurus Capital LP und BAWAG beziehungsweise von diesen initiierte Fonds.

Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein und der Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein haben einen entsprechenden Kaufvertrag für alle ihre mittelbar gehaltenen HSH-Aktien (insgesamt 94,9 Prozent) geschlossen und damit die erste erfolgreiche Privatisierung einer Landesbank in Deutschland erreicht.

Der Vertrag steht noch unter diversen Vorbehalten – dazu zählen neben dem Inhaberkontrollverfahren der Bankenaufsicht auch die Zustimmungen der Europäischen Kommission sowie der Länderparlamente in Hamburg und Schleswig-Holstein. Der Abschluss der Transaktion wird vorbehaltlich aller ausstehenden Prüfungen im zweiten oder dritten Quartal 2018 erwartet. „Für unsere Bank beginnt eine neue Zeitrechnung – unsere künftigen Eigentümer gehören zu den weltweit erfahrensten Finanzinvestoren im Bankensektor, vor allem in Deutschland und Kontinentaleuropa. Das wird uns zusätzliche Chancen eröffnen, im Wettbewerb ohne die bisherigen Auflagen der EU zu agieren. Auch im Namen der gesamten Belegschaft möchte ich mich heute bei unseren bisherigen Eigentümern für die erfolgreiche Privatisierung bedanken. Der Eigentümerwechsel gibt der Bank, unserer gesamten Mannschaft, den Kun-den und der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Heimatregion eine gute Perspektive“, sagte Stefan Ermisch, Vorstandsvorsitzender der HSH Nordbank.

In den vergangenen Jahren hat die Bank selbst dank ihrer soliden operativen Entwicklung die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Eigentümerwechsel geschaffen. Es ist gelungen, die Kundenbasis über viele Sektoren hinweg sukzessive zu verbreitern. Das geht einher mit dem spürbaren Abbau nahezu aller Altlasten aus den Jahren vor 2009: Allein im vergangenen Jahr reduzierte die HSH Nordbank ihre in der Abbaubank gebündelten leistungsgestörten Engagements um mehr als die Hälfte auf rund 6,0 (31.12.2016: 13,6) Milliarden Euro. Gleichzeitig hat die Bank im Vorfeld der Privatisierung ihre Kapitalposition deutlich gefestigt – auch ohne Garantie der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein.

„Jetzt geht es darum, die HSH Nordbank als eine fokussierte und agile Bank aus dem Nor-den für mittelständische Kunden in ganz Deutschland weiter zu entwickeln. Zudem werden wir in ausgewählten Geschäftsbereichen unsere internationalen Aktivitäten behutsam intensivieren. Wir haben uns mit einer Reihe eigener Initiativen vorbereitet und werden auch von dem Know-how unserer neuen Eigentümer profitieren. Dabei ist dem Management und der gesamten Belegschaft bewusst, dass wir eine herausfordernde Transformation vor uns haben, die wir alle gemeinsam motiviert angehen werden“, sagte Stefan Ermisch.

„Die HSH Nordbank ist eine gut positionierte Bank, mit einem starken Franchise und einer loyalen Kundenbasis. Ihr Management-Team hat den klaren Fokus, die Bank zu einem führenden Institut in Deutschland und europaweit auszubauen“, sagte J. Christopher Flowers, CEO von J.C. Flowers & Co. „Wir stehen bereits seit langem in Geschäftsbeziehung mit der Bank und mit unserem neuen Investment unterstreichen wir unser Engagement und unser Vertrauen in ihre erfolgreiche Zukunft“.

„Cerberus hat einen umfangreichen Track-Record mit Blick auf Investitionen im europäischen und globalen Finanzdienstleistungssektor“, sagte David Teitelbaum, Leiter der European Advisory Offices von Cerberus. „Darum sind wir begeistert über diese neue Chance, als langfristig orientierter Anteilseigner bei der HSH Nordbank engagiert zu sein. Wir halten Deutschland für einen höchst attraktiven Investitionsstandort und sehen insbesondere langfristig gute Möglichkeiten im Firmenkundengeschäft. Die Bank wird mit dem starken Führungsteam und mit dem Weitblick, der Leidenschaft sowie dem Engagement ihrer Belegschaft in eine neue Zukunft gehen und wir freuen uns darauf, dabei zu sein.

„GoldenTree ist seit mehr als zwei Jahrzehnten in Europa tätig“, sagte GoldenTree’s Chief Investment Officer Steve Tananbaum. „Wir freuen uns, bei der Privatisierung der HSH Nordbank dabei zu sein und unseren Teil zum künftigen Erfolg beizutragen.“

„Centaurus Capital LP wird das Management der HSH Nordbank als langfristig orientierter Aktionär unterstützen“, sagte Allen Gibson, Chief Investment Officer der Centaurus Capital LP.

„Die Investition ist für die BAWAG Group eine einmalige Gelegenheit, strategische Partnerschaften in Deutschland und der gesamten DACH-Region zu forcieren. Die HSH Nordbank hat in den vergangenen Jahren bei der Neuaufstellung ihres Geschäfts bereits große Fort-schritte erzielt. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit der Bank und den neuen Anteilseignern, um das Unternehmen für eine erfolgreiche Zukunft optimal zu positionieren“, sagte Anas Abuzaakouk, Vorstandsvorsitzender der BAWAG Group.

Altlasten werden herausgelöst – Einmalige Bewertungsverluste aus Transaktion

Im Rahmen der Privatisierung wird die Bank um nahezu alle Altlasten bereinigt, denn diese werden zum Abschluss des Eigentümerwechsels (Closing) auf ein Erwerbsvehikel im Besitz von Cerberus Capital Management, J. C. Flowers, GoldenTree Asset Management und Centaurus Capital LP beziehungsweise von diesen initiierte Fonds übertragen. Im Detail geht es überwiegend um leistungsgestörte Alt-Kredite, hauptsächlich aus Schiffsfinanzie-rungen. Damit wird es die Abbaubank künftig nicht mehr geben. Mit Closing der Gesamt-transaktion wird damit auch die Garantie der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein vollständig beendet werden.

Mit der Portfoliotransaktion verbessert sich die Kreditqualität in der künftigen Bank umfassend, die Non-Performing Exposure (NPE)-Quote wird sich aus heutiger Sicht auf unter zwei Prozent reduzieren, verglichen mit 11,7 Prozent zum 30.09.2017, und damit auch im europäischen Vergleich einen guten Wert erreichen. Gleichzeitig sinkt der Anteil des Shipping-Portfolios auf rund acht Prozent der Bilanzsumme. Das macht die Bank für künftige Krisen deutlich resistenter.

Die Bank wird jetzt zügig prüfen, welche Auswirkungen sich auf die Rechnungslegung des Instituts für den Jahresabschluss 2017 im Detail ergeben. Dies wird voraussichtlich einige Wochen in Anspruch nehmen, so dass der Jahresabschluss später aufgestellt werden wird. Neuer Termin für die Bilanzpressekonferenz ist der 26. April 2018. Wegen der Privatisierungseffekte – vor allem im Zuge des Altlastenabbaus in der Abbaubank – kommt es zu einmaligen Bewertungsverlusten, die den Jahresabschluss 2017 prägen werden. Bereits heute ist allerdings klar, dass die HSH Nordbank dadurch für das Geschäftsjahr 2017 einen Verlust vor Steuern im mittleren dreistelligen Millionenbereich ausweisen wird.

Die aus dem Portfolioabbau entstehenden Belastungen kann die Bank aufgrund der sehr komfortablen Kapitalposition gleichwohl gut verarbeiten – auch nach der Transaktion er-wartet die Bank eine CET1-Kapitalquote von voraussichtlich rund 15 Prozent.

Vorläufige Zahlen für 2017 zeigen gute Entwicklung

Die vorläufigen Eckdaten für das Geschäftsjahr 2017 – ohne Berücksichtigung der jetzt geschlossenen Vereinbarungen im Zusammenhang mit der Gesamttransaktion – liegen bereits vor. Sie zeigen eine solide operative Entwicklung mit einem stabilen Neugeschäft, eine unverändert hohe Kostendisziplin sowie den konsequenten Abbau der Altlasten:

Der Gewinn vor Steuern – ohne Berücksichtigung der Privatisierungseffekte – beträgt rund 290 (121) Millionen Euro. Die Gesamterträge stiegen, auch bedingt durch die Realisierung stiller Reserven, um ein Drittel auf circa 1,2 (0,92) Milliarden Euro. Das strikte Kostenmanagement greift: Der Verwaltungsaufwand sank um etwa zwanzig Prozent auf rund -500 (-634) Millionen Euro.

Beim Neugeschäft erreichte die HSH Nordbank insgesamt 8,5 (8,9) Milliarden Euro, angesichts des allgemeinen Wettbewerbsumfelds, der andauernden Niedrigzinsphase und nicht zuletzt der Unwägbarkeiten während des Verkaufsprozesses liegt dieser Wert im Rahmen der Erwartungen. Besonders erfreulich ist, dass rund 2,3 Milliarden Euro des Neugeschäfts mit mehr als 120 Geschäftskunden abgeschlossen wurden, die sich erstmals für die HSH Nordbank als Partner entschieden haben.

Die harte Kernkapitalquote lag zum 31.12.2017 vor Berücksichtigung von transaktionsbedingten Privatisierungseffekten bei rund 18 Prozent.
Für 2018 erwartet die um Altlasten weitgehend bereinigte Bank einen im heimischen und europäischen Vergleich starken Wert bei der harten Kernkapitalquote von voraussichtlich rund 15 Prozent. Die NPE-Quote wird aus heutiger Sicht nach Closing der Transaktion unter zwei Prozent liegen, verglichen mit 11,7 Prozent zum 30.09.2017.






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