DEAL-MAGAZIN (06/2009, DEAL-Magazin)

Thema der Woche

DEAL TALK: „Stadtentwicklung in Deutschland“

Was macht Städte anziehend und erfolgreich? Wie werden Städte zu Magneten für Investoren und Besucher? Diese und weitere Fragen rund um das Thema „Nachhaltige Stadtentwicklung“ diskutierten Anné Schwarzkopf, Inhaberin der Kölner PR-Agentur Pálffy + Thöne, und Jens Gleisberg, freier Wirtschaftsjournalist des WDR, beim 5. DEAL TALK mit prominenten Experten im ROTONDA Business-Club Köln. Vor rund 80 Gästen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung sprachen am 9. September der international preisgekrönte Architekt Hadi Teherani, dem Köln das neue Wahrzeichen, die Kranhäuser im Rheinauhafen, verdankt, die Wirtschaftsförderer aus Köln und Münster, Dr. Norbert Walter-Borjans und Dr. Thomas Robbers, sowie Wolfgang Kubatzki, der als Mitglied der Geschäftsleitung von Feri EuroRating Services kürzlich das aktuelle Städteranking veröffentlichte, über Ihre Vorstellungen von erfolgreichen Strategien für die Stadt der Zukunft.

Der 280.000-Einwohner-Stadt Münster war es gelungen, beim Städteranking von Feri und dem Wirtschaftsmagazin Capital von Platz 11 auf Platz 3 vorzurücken – direkt hinter Hamburg und München. Im Gegensatz zu Münster rutschte Köln von Platz 5 auf Platz 15 ab. Münster sei es eindrucksvoll gelungen, trotz der Wirtschaftskrise den Wissenschaftsstandort auszubauen und neue Arbeitsplätze zu schaffen, erläuterte Analyst Kubatzki.

Wirtschaftsförderer Robbers fügte hinzu: „Unsere Strategie ist es, die bei uns bereits angesiedelten Unternehmen so zu stärken, damit diese neue Arbeitsplätze schaffen.“ Zum Erfolg beigetragen habe auch, dass die Wirtschaftsförderung in Münster privatrechtlich organisiert sei. „Die Hierarchien sind flach und meine Mitarbeiter hoch motiviert, weil wir besondere Leistungen auch besonders honorieren können. Das kann eine Behörde nicht“, so Robbers.

Dezernent Walter-Borjans äußerte Zweifel, dass Städte wie Münster mit Großstädten wie Köln überhaupt vergleichbar seien. Auch die Art und Weise der Organisation der Wirtschaftsförderung, die in Köln direkt bei der Stadt angesiedelt ist, hielt er für wenig entscheidend. „Es kommt nicht nur auf die Strukturen an, sondern auch auf die handelnden Personen.“ Das Abrutschen Kölns im Ranking beunruhigt ihn nur wenig. „Unser Abstand zum Ersten ist heute von Platz 15 geringer als beim letzten Ranking von Platz fünf.“ Das sei zwar richtig, meinte Feri-Analyst Kubatzki, mahnte aber: „Köln hat eine unterdurchschnittliche Entwicklung in der Produktivität.“ Darauf Walter-Borjans: „Mir ist klar geworden, dass wir unser Wissenschaftspotenzial von Unis, Fachhochschulen und Forschungsinstituten zu wenig zur Geltung bringen. Das aber animiert vorhandenes Potenzial und zieht neues an.“

Eine Chance, um eine Stadt voran zu bringen, sind so genannte „Landmarks“, architektonische Leuchtturmprojekte wie zum Beispiel die Elbphilharmonie in Hamburg oder die Kölner Kranhäuser. „Sie machen eine Stadt bekannt, prägen ihr Gesicht, stiften Identifikation und schaffen Anziehung“, sagt Teherani. „Hamburg galt bis vor ein paar Jahren als die schlafende Schöne, denn es gab nur den Michel. Jetzt gibt es daneben noch die HafenCity und mein Gebäude, die Docklands im Hafen. Deswegen sagen viele, ich habe die schlafende Schöne wachgeküsst.“

Der nächste DEAL TALK wird sich unter dem Titel „Raus aus der Wirtschaftskrise – Wo stehen wir ein Jahr nach dem Crash“ mit den Aussichten auf die Finanz- und Wirtschaftsentwicklung des kommenden Jahres befassen. Er findet am 2. Dezember wieder im ROTONDA Business-Club statt.
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