Top-Themen (05/2008, DEAL-Magazin)

Interview: Die Arrangierer

DIE ARRANGIERER

Infolge internationaler Bilanzierungsregeln verringert sich die Attraktivität von klassischen Sale-and-Leaseback-Lösungen für Immobiliennutzer. Anbieter solcher Produkte wie die Deutsche Immobilien Leasing DIL müssen sich neu positionieren. Andreas P. Lienig sprach mit Dr. Christian Heyn (Geschäftsführer der DIL Deutsche Baumanagement GmbH, Düsseldorf) und Stefan Giesler (Managing Director, Leiter Structured Products Real Estate im Bereich Asset Finance & Leasing der Deutschen Bank) über die Hintergründe und Perspektiven des Strategiewechsels.

Herr Dr. Heyn, Ihr Unternehmen, die DIL Deutsche Baumanagement GmbH, ist traditionell im Bereich der Überwachung von Bauprozessen und -leistungen tätig. Seit einiger Zeit positionieren Sie sich auch erfolgreich als Projektarrangierer. Bitte erläutern Sie uns einmal diesen Begriff und seine Bedeutung.

Heyn: Lassen Sie mich zunächst etwas zur Herkunft der DIL Deutsche Baumanagement – oder kürzer „DIL Bau“ – sagen. Es ist richtig, wir sind als Dienstleister entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Immobilie tätig. Unsere Leistungen basieren historisch auf der Zusammenarbeit mit unserer Muttergesellschaft, der Deutschen Immobilien Leasing, die wie die DIL Bau eine 100 %-ige Konzerngesellschaft der Deutschen Bank AG ist.
Über die letzten 30 Jahre haben wir traditionsgemäß alle notwendigen Bauprozesse beim Immobilienleasing betreut. Dadurch haben wir uns tiefgehendes Wissen in allen Bereichen erarbeitet, von der Planung über die Projektsteuerung und die Projektbetreuung bis hin zur zertifizierten Bewertung von Immobilien und zum Betrieb von Immobilien. Im Rahmen der Projektarrangierung wurden jetzt die Aufgabenbereiche Akquisition, Kunden- bzw. Mieterbetreuung und der Vertrieb sowie die Platzierung von Immobilien noch hinzugefügt, so dass wir nun als Projektarrangierer einem Kunden eine komplette gewerbliche Immobilienrealisierung auf der Basis eines gewerblichen Mietvertrages anbieten können. Diese Gesamtleistung ist eine Besonderheit. Darum meinen wir, dass wir ein Produkt, gerade auch wenn es sich um ein Mietobjekt handelt, für den Kunden besonders gut herstellen können: Alle Leasing-Immobilien, die wir in den letzten 30 Jahren realisiert haben, wurden in der Eigentümerfunktion errichtet, jeweils unter Berücksichtigung der Ideen des Kunden für seine Immobilie. Es werden hier aktuell knapp 600 Objektgesellschaften verwaltet. Der verwaltete Immobilienbestand repräsentiert ein Volumen von etwa 8 Mrd. Euro.
Wenn die Bonität des Kunden stimmt, realisieren wir die Projektentwicklung kapitalschonend für den Auftraggeber mit Einsatz von Eigenkapital sowie durch Zwischenfinanzierungen aus dem eigenen Haus oder über dritte Finanzierungskanäle. In vergleichbarer Weise haben wir in den letzten Jahrzehnten das Leasing realisiert. Für uns ist die Immobilie ein Produkt, das wir verkaufen wollen; doch wir leben und arbeiten für die Immobilie, denn die Immobilie ist Bestandteil auch unseres Namens als Deutsche Immobilien Leasing.

Wie lässt sich das Zusammenspiel aus Deutsche Bank, Deutsche Immobilien Leasing und DIL Deutsche Baumanagement als Team beschreiben?

Heyn: Unsere Unternehmensgruppe DIL besteht im Wesentlichen aus der Deutschen Immobilien Leasing (DIL) als Muttergesellschaft und der DIL Deutschen Baumanagement, die zusammen das gesamte immobilienbezogene Knowhow bündeln und gemeinsam die gesamte spezifische Wertschöpfungskette abdecken. In der Deutschen Immobilien Leasing ist das gesamte finanztechnische, das steuerliche und das juristische Knowhow gebündelt, während die Baumanagement-Tochter die immobilienbezogene „technische“ Kompetenz repräsentiert. Zudem bieten wir dem Kunden über die DIB-Consult die Vermittlung und den Verkauf einzelner Immobilien oder Portfolien an, das heißt, die Immobilienvermittlung und das Advisory. Integriert ist die DIL-Gruppe in das Immobiliengeschäft des Bereiches Asset Finance & Leasing (AFL) der Deutschen Bank, den hier mein Kollege Stefan Giesler vertritt.

Giesler: Innerhalb Global Banking der Deutschen Bank stehen wir mit unserem breit aufgestellten Bereich sowohl für das Immobilienthema wie auch für die Strukturierung und Umsetzung von damit zusammenhängenden anspruchsvollen Finanzierungslösungen.
Um das Thema in einen größeren Zusammenhang einzuordnen, möchte ich die traditionelle Mittelstandsorientierung der Deutschen Bank ansprechen. Global Banking ist der Geschäftsbereich, der ein intensives Relationship-Management sowohl für die Mittelstandskunden und die Großkunden in Deutschland als auch weltweit wahrnimmt. Unser Produktbereich bietet gerade auch mittelständischen Unternehmen Immobilien- und Strukturierungskompetenz an, wenn es z. B. um das Aufsetzen von Zweckgesellschaften, die Beschaffung von Finanzierungen oder steuereffiziente Gestaltungen geht.

Inwiefern ist diese Zugehörigkeit zur Deutschen Bank für Ihre Kunden nutzbringend?

Heyn: Wenn ein Kunde sich entscheidet, mit uns zusammenzugehen, hat er die Sicherheit, mit einer Konzerngesellschaft der Deutschen Bank zu arbeiten. Der Bereich Asset Finance & Leasing (AFL) finanziert und investiert in unterschiedliche Asset-Klassen. Eine dieser Asset-Klassen bildet Real Estate und bedeutet für unsere Kunden, dass wir durch unsere Zugehörigkeit zu einer sehr großen Gruppe am Ende auch die Kraft und die Stabilität der ganzen Gruppe in eine Aussage von uns legen können. Diese Belastbarkeit unserer Aussagen ist einer der großen Mehrwerte, den unsere Kunden schätzen. Wir definieren uns als integraler Bestandteil von AFL und als Kompetenzzentrum Immobilie innerhalb der Deutschen Bank.

Was hat sich bei der gewerblichen Immobilienentwicklung verändert, dass Sie sich nun verstärkt auf die gewerbliche Mietlösung konzentrieren?

Heyn: Nach internationalen Bilanzierungsvorschriften, wie etwa den US-GAAP1 oder den IFRS2, führt der Abschluss eines „klassischen” Leasingvertrages, bei dem der Kunde das Recht hat, die Immobilie am Ende der Vertragslaufzeit zu einem festen Kaufpreis zu erwerben und bei dem er über die Leasingraten und den festen Kaufpreis die gesamten Herstellungs- und Finanzierungskosten der Immobilie trägt, zu keiner sog. „off balance”-Lösung. Das bedeutet, dass der Kunde bei einem „klassischen“ Leasingvertrag die von ihm angemietete Immobilie unter Umständen wie sein Eigentum in seiner Bilanz ausweisen muss. Im Gegensatz dazu stellt die von uns angebotene gewerbliche Mietlösung sicher, dass der Kunde auch nach internationalen Rechnungslegungsvorschriften als Mieter und nicht als Eigentümer der nach seinen Vorstellungen konzipierten und von ihm genutzten Immobilie angesehen wird.

Welche Kundengruppen sprechen Sie mit diesem erweiterten Leistungsangebot an und welche Vorteile resultieren aus einer Zusammenarbeit?

Heyn: Wir fokussieren Eigennutzer, welche eine individuell auf ihre Bedürfnisse hin konzipierte Immobilie langfristig anmieten möchten und die über eine erstklassige Bonität verfügen. Die Drittverwendungsfähigkeit einer solchen Immobilie muss für eine derartige Arrangierungslösung immer gegeben sein. Bei der Realisierung einer Immobilienlösung über einen gewerblichen Mietvertrag ist zu bedenken, dass dieses Objekt marktgängig ist.
Wir wollen das Thema der Arrangierung gezielt in den auch international interessanten Immobilienstandorten in Deutschland anbieten. Dazu zählen wir Hamburg, Düsseldorf/Köln als eine Region, zudem die Räume Berlin, Frankfurt und München. Im europäischen Ausland werden wir die gleichen Aktivitäten in Warschau und in den größeren Ballungszentren von Polen anbieten sowie auch in Prag. An beiden Standorten sind wir bereits mit eigenen Teams seit Jahren vertreten. Die langjährige Erfahrung des Hauses DIL in Verbindung mit dem hohen Ansehen des Hauses Deutsche Bank kann für Interessenten sehr attraktiv sein. Die Kunden glauben uns, wenn wir sagen, wir realisieren ein Projekt. Sie wertschätzen unsere Glaubwürdigkeit und die Belastbarkeit unserer Aussagen als Partner. Dieses Renommee unseres Hauses ist unser Fundament.
Aufgrund unserer Erfahrungen entlang der Immobilien-Wertschöpfungskette und der Tatsache, dass wir alle Spezialisten hier direkt im Hause haben – von der eigenen Planungsabteilung bis hin zu allen weiteren Bereichen – sind wir belastbar und schnell. Zudem können wir jederzeit auf die Konzernbereiche unserer Muttergesellschaft zugreifen und erhalten sämtliche Unterstützungen beispielsweise in den Bereichen Steuern sowie bei bestimmten Umsetzungsproblematiken in kaufmännischen und juristischen Fragen. Davon profitieren unsere Kunden.

Welche Typen von Immobilien in welchen Größenordnungen sind für Sie interessant?

Heyn: Wir konzentrieren uns auf Immobilientypen in den genannten Regionen, die auch vom Investorenmarkt gefragt sind. Das sind nach unserem Profil idealerweise Bürogebäude und Logistikimmobilien, zudem teilweise Hotels, wenn es in Richtung Sonderimmobilien geht. Für uns sind Immobilien mittlerer Größe interessant, das sind Projekte von 20 bis 50 Mio. Euro Gesamtinvestitionskosten. Notwendige Mindestlaufzeiten der ersten Mietperiode sind dann objekt- und standortabhängig marktüblich zu realisieren. Wir traden die Objekte sehr kurzfristig nach der Erstellung. Insofern haben wir auch sehr schnell das Feedback eines möglichen Endinvestors, ob er ein solches Produkt verlangt oder nicht. Wir agieren dort, wo Nachfrage herrscht, um die Objekte individuell zu arrangieren und zu veräußern.

Suchen Sie für Ihre Kunden auch das Grundstück aus?

Heyn: Wenn der Kunde es wünscht oder selbst kein Grundstück zur Verfügung hat, arrangieren wir auch die Auswahl für ein geeignetes Grundstück. Typischerweise kommt der Kunde – wenn ich zum Leasing zurückkehren darf – mit einem standortbezogenen Veränderungsbedarf auf uns zu. In diesem frühen Stadium nehmen wir entweder seine Grundstücksoptionen entgegen und prüfen diese oder machen ihm unsererseits Vorschläge. Da wir eine eigene Beratungsabteilung und Immobilien-Advisory im Hause haben, ist es uns möglich, national und international die einzelnen Standorte und Objekte umgehend mit bankbelastbaren Bewertungen zu überprüfen. Die Gutachten unserer Kolleginnen und Kollegen der Immobilienbewertung können – da sie das Hyp-Zert-Qualitätszeichen tragen – für Bankenzwecke verwendet werden und somit dem Kunden eine belastbare Aussage geben. Insofern liefern wir auch hierfür die Dienstleistung inhouse.

Schildern Sie uns doch bitte an einem konkreten Beispiel, welche Leistungen dieser Rundum-Service beinhaltet?

Heyn: Nehmen wir das Beispiel der Medtronic GmbH, die deutsche Vertriebstochter des börsennotierten amerikanischen Medizintechnik-Konzerns, der aufgrund seines starken Wachstums eine neue Deutschlandzentrale benötigte. Medtronic hat sich für uns als Investor und, wenn Sie so wollen, Entwickler entschieden. Wir haben das Objekt von der Architektur und dem gesamten Set-up sowie vom Grundstück her für Medtronic spezifisch geplant und haben parallel dafür Sorge getragen, dass die Drittverwendungsfähigkeit und letztlich auch die Repräsentationsfähigkeit des Objektes für einen Weltkonzern sichergestellt ist. Die Immobilie befindet sich momentan in der Bauphase, sie wird im September vom Kunden bezogen und ist auch bereits bei einem institutionellen Endinvestor platziert. Das zeigt, wie zügig wir handeln können, denn der Mietvertrag wurde letztlich erst vor weniger als einem Jahr abgeschlossen.

Herr Giesler, die immer häufiger angewandten internationalen Rechnungslegungsvorschriften lassen die bilanzneutrale Fremdfinanzierung von individuellen Bauvorhaben zunehmend wichtiger werden. Welche Optionen gibt es dafür? Bitte nennen Sie uns einige Kriterien für die richtige Wahl.

Giesler: Die optimale Form der Immobilienfinanzierung ist nicht auf die Schnelle zu finden. Jede Entscheidung hat ihre Stärken und Schwächen. Deshalb sollte zunächst eine Gesamtanalyse von Flächenbedarf, Unternehmens- und Standortpolitik, finanziellem Rahmen, bilanzieller Situation und unternehmerischen Perspektiven durchgeführt werden.
Leasing bezeichnet im internationalen Kontext schlicht und einfach die Anmietung eines Objektes zum Marktpreis für einen längeren Zeitraum. Nach internationalen Rechnungslegungsvorschriften darf der Zeitraum der Anmietung einer Immobilie nicht so lang und die Höhe der in diesem Zeitraum zu zahlenden Mieten nicht so hoch sein, dass das Objekt in der Bilanz des Mieters erscheint. Ankaufsrechte und Restwertgestaltungen, wie wir sie in der deutschen Leasingwirtschaft seit vielen Jahrzehnten kennen, sind in diesem Zusammenhang ebenfalls oft schädlich. Die klassische Gewerbeanmietung eines individuell geplanten Gebäudes zu Marktkonditionen über einen 10- bis 15-Jahres-Vertrag ist dagegen in aller Regel bilanzneutral und wird daher häufig gewählt.

Wie stellen Sie sicher, dass die Immobilie trotz maßgeschneiderter Nutzeranforderungen und individueller Erscheinung langfristig auch drittverwendungsfähig und für andere Nutzer attraktiv ist?

Giesler: Der Punkt ist, dass die Lebensdauer einer Immobilie in der heutigen Zeit praktisch zu keinem Geschäftsmodell, welcher Firma auch immer, passt. Früher konnten produzierendes Gewerbe wie Dienstleistungsbranchen voraussetzen, dass der Standort und die Betriebsabläufe über viele Jahre hinweg stabil blieben und man Immobilien ausschließlich für eigene Nutzungszwecke errichtete und gebrauchte. Heute muss man sagen: Der Immobilienerwerb oder die Errichtung einer Immobilie zum Eigenbesitz ist in der heutigen schnelllebigen Wirtschaftswelt kaum noch über viele Jahre sinnvoll planbar und gestaltbar.
Deshalb ist es ja auch gerade die Kunst und das Knowhow des Immobilien-Arrangierers, sagen zu können: Ich gestalte dir dein Gebäude nach deinen Wünschen und deinen Bedürfnissen unter gleichzeitiger Beachtung einer sinnvollen Drittverwendungsfähigkeit, Untervermietbarkeit und Wiederveräußerbarkeit. Hierdurch findet sich günstigeres Investorenkapital; und auch von der Finanzierungsseite her können bessere Beleihungsausläufe und Konditionen realisiert werden, je geringer der Spezialimmobiliencharakter ist. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, kommt man als Nutzer in der Regel zu wirtschaftlich optimalen Lösungen.

Inwieweit beeinflussen die Auswirkungen der aktuellen Subprimekrise auch Ihren Markt?
Heyn: Unser Markt ist bestimmt von den Wünschen und von den Interessen unserer Kunden, die regelmäßig nicht direkt mit dem Subprimemarkt zu tun haben. Insofern ist derzeit seitens des Bedarfes kein maßgeblicher Einbruch festzustellen. Die Möglichkeiten zur kurzfristigen und langfristigen Refinanzierung von Immobilieninvestitionen muss man allerdings nach der Subprimekrise anders sehen als davor. Wir erkennen hier durch unseren intensiven Kontakt mit und durch unsere Einbindung in die Bankenwelt natürlich schon mittelbar und unmittelbar Zusammenhänge, die letztendlich das Produkt für den Kunden verteuern werden. Vor allem deshalb, weil das Thema der Refinanzierung weder zu den gleichen Konditionen noch auf die gleiche Art und Weise zu lösen ist wie vor der Krise. Umso mehr ist die Qualität der Immobilieninvestition maßgebend für ein wirtschaftliches und langfristig werthaltiges Investment.

Giesler: Im Moment schlägt die Krise nicht voll durch, weil lediglich ein Teil der potentiellen Investoren nicht mehr am Markt aktiv ist. Nämlich diejenigen, die ihr Geschäftsmodell auf einer stark fremdkapitalorientierten Finanzierungsbasis mit hohem Leverage aufgebaut und entsprechende Preise geboten haben. Doch auch Investoren, die Eigenkapital einsetzen, sind bereit, für attraktive Objekte gute Preise zu zahlen. Zu diesen stark eigenkapitalgetriebenen Investoren zählen beispielsweise Pensionsfonds, die Reits und Vor-Reits, sowie die Offenen Fonds, die ja im letzten Jahr wieder Mittelzuflüsse hatten. Es ist nicht gerade so, dass ein Überangebot an guten Objekten herrscht; und der Investorenkreis, der von dem Subprime-Problem relativ abgeschottet ist, ist noch groß genug, um untereinander kompetitiv zu sein. Das ist ein Grund, warum eine gut geplante und vermietete Immobilie hohe Stabilität hat. Hinzukommt, dass man bei der Mieterwartung immer noch positiv nach vorne schaut. In den letzten Jahren sind viele Leerstände abgebaut worden, attraktiver Gewerbe- und Büroraum ist knapp, und man erwartet nach wie vor moderate Mietsteigerungen. Das unterstreicht die fundamental positive Situation in der Immobilienlandschaft.

Experten prognostizieren für 2010 das Ende der Mietmarktsteigerungen in den signifikanten Hochburgen. Was ist Ihre Meinung dazu?

Heyn: Davon kann man durchaus ausgehen. Wir haben es im Immobiliengeschäft mit einer zyklischen Geschäftsentwicklung zu tun. Aktuell hat die Nachfrage in den einzelnen Immobilienregionen teilweise sehr zugenommen und konnte nicht in ausreichendem Maße befriedigt werden. Gleichzeitig haben die Baupreise und die Finanzierungsmargen stark angezogen. Das macht sich zwar bemerkbar, hat jedoch noch nicht in gleichem Maß auf die Mieten durchgeschlagen. Die Mietpreise werden deshalb erwartungsgemäß nachziehen. Kurzfristig wird verstärkt wieder produziert werden, aber ich erwarte in absehbarer Zeit erneut ein Abnehmen der Entwicklungsaktivitäten – der Zyklus wird kürzer. Letztendlich wird erst der Markt uns zeigen, ob die Prognosen stimmen.

Ihr Team aus Architekten, Ingenieuren und Kaufleuten plant Immobilien und deren Finanzierung über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Inwieweit profitiert der spätere Nutzer von diesem komplexen Ansatz?

Heyn: Aus der Historie heraus besteht für uns die Notwendigkeit, bei jedem Objekt, das über Finanz-Leasing finanziert wird, auch immer die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass der Kunde am Ende der Leasingzeit von z. B. 12, 20 oder 30 Jahren sein Ankaufsrecht nicht wahrnimmt. In diesem Fall hätten wir dieses Objekt bei uns und hätten mit Zitronen gehandelt, wenn wir ein Objekt errichtet hätten, welches zwar den Bedürfnissen des Nutzers entspricht, aber ansonsten für andere Mieter nicht nutzbar ist. Das Thema der Drittverwendung war und ist für uns immer ein Kernthema im Sinne der Nutzbarkeit von Objekten über eine lange Zeit. Die Nachhaltigkeit ist also ein wesentlicher Aspekt. Es ist so, dass wir aus unserer rechtlichen Eigentümerposition bei allen Leasingobjekten die Sicht eines Eigentümers bereits während der Entwicklung mitberücksichtigen mussten. Und insofern sehen wir jedes Objekt, das wir erstellen, nicht einfach nur als Handelsware, sondern wir identifizieren uns mit „unserem Objekt“, und zwar nicht einseitig aus der reinen Architekten- oder Developersicht heraus. Wir sind bestrebt, alle unterschiedlichen Aspekte für den Kunden vorteilhaft zu kombinieren.

Welchen Stellenwert haben für Sie denn die Themen Nebenkosten im Sinne der Betriebskosten sowie Ökologie bzw. Nachhaltigkeit bei der Konzeption von Immobilien?

Heyn: Das Thema der Nachhaltigkeit, um damit zu beginnen, ist ein Thema, das zurzeit sehr aktuell ist. Ich glaube, wer bei der Planung oder Realisierung eines Gebäudes bisher schon immer daran gedacht hat, dass dieses Objekt zu einem späteren Zeitpunkt verwertet werden könnte oder länger zum eigenen Portfolio gehört, wird diese Grundsätze der Nachhaltigkeit sowieso automatisch berücksichtigen.
Das mag ein sehr hoher Anspruch sein, den ich an mich und an die Objekte stelle, die wir selber errichten. Das Thema der Nebenkosten ist ein haustechnisches Thema, welches sehr stark vom Kundenverhalten in seiner Immobilie beeinflusst wird. Natürlich könnten wir hochenergetisch bauen, wenn der Kunde es wünscht. Wünscht er aber beispielsweise eine Vollklimatisierung, werden wir ihm zunächst davon abraten. Entscheidet er sich dennoch dafür, werden wir sie ihm selbstverständlich liefern. Dann werden wir nach einer auch im Betrieb kostengünstigen und nachhaltigen Lösung suchen. Ich sehe das Thema der Nachhaltigkeit jedoch eher in der grundsätzlichen Planung von Gebäuden, im grundsätzlichen Set-up von Gebäuden und in der langfristigen Nachhaltigkeit auch in der Drittverwendung.

Im Zuge eines Bauprozesses entstehen immer wieder Innovationen, Sonderwünsche, die letztendlich Planänderungen nach sich ziehen. Wie gelingt es Ihrem Team trotzdem, die Kosten- und Terminsicherheit in so einer Projektkalkulation zu gewährleisten?

Heyn: Die DIL hatte von den Anforderungen der Leasingfinanzierung her immer die Aufgabenstellung, zu einem sehr frühen Zeitpunkt das Investitionsvolumen so genau wie möglich festzulegen. Die Kostensicherheit ist beim Leasing zunächst einer der wichtigsten Punkte. Unser erfahrenes Team stellt dem Kunden die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt. Damit verhindern wir, dass der Kunde zu Beginn mit einem unrealistischen Preis geködert wird und dann in eine Kostenfalle hineinläuft. In einem sehr frühen Stadium wird darüber gesprochen, wie viel das Objekt tatsächlich kostet.

Vorausgesetzt, die Immobilie wird nicht komplett durch den Hauptnutzer und Initiator genutzt, welche Vorvermietungsquote muss gegeben sein, damit Sie mit dem Bau des Gebäudes beginnen können?

Heyn:Wir wollen bei jedem Projekt die richtige Risikochancenabwägung vornehmen und Projektentwicklung nicht spekulativ angehen. Es ist natürlich objektabhängig, welche Vorvermietungsquote man für einen bestimmten Objekttyp braucht. Insofern werden wir risikobewusst solche Objekte angehen, von denen wir meinen, dass die Chancen die Risiken überwiegen. Ansonsten können wir immer noch sehr gut mit unserer Dienstleistungspalette, die wir ja ebenfalls anbieten, Mehrwert liefern. Wenn ein Kunde selbst das Risiko trägt, dann können wir ihm das Objekt auch schlüsselfertig errichten, mit Kosten-, Termin- und Qualitätszusicherung. Flexibilität in der Reaktion auf die Kundenanforderung ist vielleicht unser Vorteil, weil wir in jedem Fall die Objekte für einen Kunden realisieren können – ganz gleich, welche Wünsche er hat. Wir sind immer gesprächsbereit und haben über die Jahre gezeigt, dass wir im Verbund aller Kollegen, die wir beide repräsentieren, optimale Lösungen für den Kunden herstellen können.

Ein schönes Schlusswort.

Das Interview wurde am 7. März 2008 geführt.





Facts:
Lage Immobilienleasing
Kontakt:
www.dil-bau.de
www.db.com/afl
sascha.teroerde@db.com
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