Rund um die Gewerbeimmobilie (10/2007, National)

BÜROHAUS-PROTOTYP: GRÜNER WEG 1

Eine Symbiose aus anspruchsvoller Funktionalität und hervorragender Energieeffizienz

Architektonische Konzepte, die unabhängig vom jeweiligen Standort und Grundstück funktionieren und daher multiplizierbar sind, gibt es bislang nur wenige. Ein Beispiel für diese spezielle Kategorie ist das Bürogebäude GRÜNER WEG 1 in Aachen.

Auf dem Gelände des ehemaligen Grünflächenamtes entwarf und realisierte das Architekturbüro Bolzen, Mehring & Partner | BM&P Architekten BDA aus Mönchengladbach einen zukunftssicheren Prototyp mit modernster Gebäudetechnik und hervorragender Energieeffizienz. In Kooperation mit seinen Schwesterunternehmen hat BM&P als Generalplaner und -unternehmer mit einem kompetenten Team aus Architekten, Innenarchitekten, Ingenieuren und Handwerksmeistern den kompletten Ausbau des Bauwerks einschließlich TGA aus einer Hand geplant, realisiert und nachhaltig betreut. Das fünfgeschossige Gebäude wurde als klassischer Massivbau aus Filigranwänden mit Lochfassade ausgebildet und verfügt somit über eine besonders altersresistente Grundsubstanz. Die dunkle Klinkerfassade wird durch lange Fensterbänder gegliedert. Dazwischen gesetzte Paneele aus Trespa – einem extrem witterungsbeständigen Kunststoff – verleihen dem Bauwerk seine zeitlose Eleganz.

Das Entree des modernen Bürohauses und der daran angeschlossene Versorgungskern samt Treppenhaus werden durch einen eingeschobenen Kubus aus Metall und Glas betont. Die äußerst offene und Licht durchflutete architektonische Gestaltung dieses Eingangsbereichs schafft eine großzügige Atmosphäre und verbindet die einzelnen Ebenen untereinander. Durch die Verwendung von eigens konzipierten Holzrahmenglaswänden sind die Büroein-
heiten selbst ebenfalls sehr hell und besonders funktional strukturiert. Das dem Gebäude zu Grunde liegende Raster gestattet eine äußerst flexible und individuelle Nutzung der Büro- und Konferenzräume.

Den Anforderungen der Bauherren entsprechend entwickelte BM&P eine technische Gebäudeausstattung, welche die Betriebskosten durch die Nutzung regenerativer Umweltenergien und einer Energiezwischenspeicherung um bis zu 60 % senkt. Die Energie für Heiz- und Kühlzwecke liefert ein hoch effizientes Verbundsystem (Energiebus) aus Erdwärme, Umgebungstemperatur sowie solarer Energie, welche mit Hilfe von Absorbern an der Fassade gewonnen wird. Die Verteilung und bedarfsgerechte Bereitstellung der Heiz- und Kühlenergie im Gebäude wird über ein Flächensystem (Betonkernaktivierung) und dezentrale Lüftungsgeräte gewährleistet. Dabei ist die Betonkernaktivierung so gestaltet, dass das System oberflächennah wirkt und somit aktiv in die zentrale Regelung eingebunden ist. Umweltbewusst ist auch die Regenwasserrückgewinnungsanlage, welche die sanitären Anlagen im Gebäude versorgt.

Über Regler in jedem Raum lassen sich sowohl Raumklima als auch Lüftungsmenge energieeffizient und einzeltemperiert einstellen. In den Wandaufbau der Fassade integrierte dezentrale Lüftungsgeräte führen unterhalb der Fensterbänke direkte Frischluft in jeden einzelnen Raum zu. Jedes Gerät ist zudem mit einem bedarfsgerechten Wärmetauscher ausgestattet, der die Energie zurückgewinnt. Ein elektronisches Bussystem steuert tageslichtabhängig und energiesparend die Beleuchtung der Räume und ist zugleich auf die individuellen Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt. Das gesamte System wird mit einer zentralen Gebäudeleittechnik (GLT) mit ca. 5.000 Datenpunkten überwacht.

Die enge Kooperation mit dem Innenausbauexperten BOLKO – bauen im raum, einem hoch qualifizierten Unternehmen aus der eigenen Firmengruppe, ermöglichte einen qualitätsvollen Ausbau und innovative Lösungen bis ins Detail (siehe Interview).

Trotz all dieser technischen Raffinessen gelang es dem Team um Katja Mehring und Tom Bolzen, durch die Verwendung von vorgefertigten Betonbauteilen eine extrem kurze Bauzeit von nur zehn Monaten und höchste Kostensicherheit für die Bauherren zu realisieren. Das Bürogebäude GRÜNER WEG 1 begeisterte und überzeugte auch am Mietermarkt, so dass eine Vollvermietung noch vor Fertigstellung erzielt werden konnte.