Münster (04/2007, National)

Wachstum im Büromarkt Münster – Dr. Thomas Robbers

Interview mit Dr. Thomas Robbers, Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Münster GmbH

Herr Dr. Robbers, Münster hat 2005 mit einigen spektakulären Büroneubauten für Aufmerksamkeit gesorgt. Positioniert sich Münster als Büromarkt der Zukunft im nationalen Rahmen?

Münster hat sich inzwischen als Geheimtipp im Reigen der B-Standorte etabliert. Für gewerbliche Immobilien wurde im letzten Jahr ca. 505 Mio. Euro nur in Großprojekte investiert. Münster ist heute unter den Top-Bürostandorten in Nordrhein-Westfalen etabliert und strebt selbstbewusst einen Platz unter den Top 3 an.

Bundesweite Aufmerksamkeit haben sicherlich der Neubau von 24.000 m² Bürofläche für die in Münster ansässigen Unternehmen der Telekom AG mit einem Investitionsvolumen von 75 Mio. Euro und die „Münster-Arkaden“ erregt, deren Verkauf an den portugiesischen-britischen Investor Sonae Sierra für 165 Mio. Euro bereits vor der Eröffnung des 2. Bauabschnitts besiegelt wurde. Im Bereich Biotechnologie wurden durch den Neubau des Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin Akzente für den Wissenschafts- und Forschungsstandort gesetzt.

Wie hat sich denn der Büromarkt in Münster über die letzten Jahre entwickelt und wie präsentierte er sich in 2006?

Wir lassen unseren Büromarkt seit über zehn Jahren durch AtisRealConsult professionell begutachten. Mit der ersten Studie 1995 hat die Wirtschaftsförderung erstmals deutlich gemacht, dass Münster einen dynamischen Büromarkt zur Absicherung seiner wirtschaftlichen Entwicklung braucht. Die Nachfrage nach großen modernen Flächen in Zentrumsnähe oder nach kleinen flexiblen Einheiten konnte nicht befriedigend gedeckt werden, mit ca. 2,5 % Leerstand bot der lokale Markt kaum eine disponible Flexibilitätsreserve, um den differenzierten Anforderungen gerecht zu werden.

Der Dienstleistungssektor ist der Jobmotor in Münster, in den letzten zehn Jahren für ein „Plus“ von 12.000 Beschäftigten verantwortlich. Dynamisches Wachstum braucht Raum und diesen bietet der inzwischen differenzierte Büromarkt in Münster. So wurden in den letzten zehn Jahren ca. 250.000 m² moderne neue Büroflächen gebaut.

Neue Standorte mit Büroflächen für Dienstleistungsunternehmen wie der Kreativkai, der Gewerbepark Münster Loddenheide oder der Technologiepark sind entstanden und haben dazu beigetragen, dass inzwischen auch internationale Investoren den Immobilienstandort Münster ins Auge gefasst haben.

Was macht Münster für Investoren interessant?

Überschaubarkeit, eine berechenbare Nachfrage und attraktive Standorte bieten Sicherheit für Investitionen in Büroimmobilien, und nicht zu vergessen, Wissenschaft und Lebensart als weiche Standortfaktoren. Neubauflächen finden ihre Mieter, es gibt hier in diesem Marktsegment faktisch keinen Leerstand. Stabile Mietpreise im Spitzensegment und damit sichere Renditen sind die Pfunde, mit denen wir am Standort Münster wuchern können. Die Mieten im Rahmen von 9,00 bis 11,00 Euro/m² sind im Vergleich mit den A-Standorten nicht spitze, aber westfälisch-verlässlich. Die Vermietungsleistung liegt seit Jahren konstant über 30.000 m² Büroflächen.

Eine kontinuierliche Nachfrage ist von technologieorientierten Unternehmen, Beratungsgesellschaften, Unternehmen des Gesundheitswesens und sonstigen unternehmensnahen Dienstleistungen zu verzeichnen.

Richten wir den Blick auf eine langfristige Perspektive. Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung? Welche Möglichkeiten bietet Münster dann für Investoren und Unternehmen auf dem Büromarkt?

Insgesamt verfügt Münster über ein konkretes Projektvolumen von ca. 75.000 bis 100.000 m² Mietfläche, welches auch das Vertrauen in den Büromarkt Münster widerspiegelt.

Langfristiges Entwicklungspotential bietet das Areal der Stadthäfen Münster am Dortmund-Ems-Kanal. Die Revitalisierung dieser Flächen in direkter Innenstadtnähe – keine fünf Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof Münster entfernt – ist eine langfristige Aufgabe aller Partner innerhalb der Stadt Münster.

Mit dem Neubau der Stadtwerke Münster, dem Stadthaus 3 als technischem Rathaus und Investitionen in die Halle Münsterland hat die Stadt Münster die Entwicklung vor etwa zehn Jahren angestoßen. Private Investitionen am Kreativkai sowie am Hafenplatz und entlang der zentralen Erschließungstrasse haben diese Entwicklung aufgegriffen und forciert. Mit der Entwicklung am Kreativkai – einem der attraktivsten Standorte für kreative Dienstleister in Münster – und den Neubauprojekten der PSD-Bank sowie dem Portal 10 setzt sich der Umstrukturierungsprozess weiter fort.

Mit dem Kreativkai Ost, den Stadthäfen I und II stehen weitere Entwicklungsflächen in einer Größenordnung von 33 ha Bruttofläche als interessantes Baufeld für Investoren zur Verfügung. Die Anforderungen sind dabei so vielfältig, wie der Charakter des einstigen Hafenstandortes vielschichtig war. Es geht um Revitalisierung ehemaliger Industrieflächen ebenso wie eine eingepasste, kleinteilige Entwicklung unbebauter Grundstücke im Kontext des Umfeldes. Die Entwicklung dieses Areals wird die Beteiligten im Konzern Stadt Münster sicherlich insgesamt noch bis weit nach 2020 beschäftigen. Den Rahmen steckt ein Masterplan, den die Stadt Münster 2004 als Leitlinie für die Entwicklung zu Grunde gelegt hat. Aber es gibt auch jetzt schon interessante Flächen wie ein Grundstück mit ca. 7.100 m² direkt am Albersloher Weg gegenüber des Tagungs- und Kongressstandortes Halle Münsterland, die für Investoren interessant sind.

Stichwort Wirtschaftsförderung: Sie unterstützt die Entwicklung eines dynamischen Büromarktes in Münster aktiv?

Die Nachfrage nach Büroflächen wird vor allem von Dienstleistungsunternehmen getragen, die eher kleine moderne Flächen in Größenordnungen von 150 bis 500 m² in Objekten nachfragen, in denen sie auch ihre weitere Wachstumsperspektive darstellen können.

Für diese Zielgruppen bieten wir – ergänzend zu den angesprochenen Entwicklungsschwerpunkten für Investoren – spezifische und kostengünstige Angebote für Eigennutzer und Investoren an, sich am Immobilienstandort Münster erfolgreich niederzulassen. Die Vermarktung erfolgt durch die Wirtschaftsförderung aus einer Hand.

Der Businesspark im Gewerbepark Münster Loddenheide bietet für Dienstleister – als Mieter oder Eigennutzer – auf ca. 2 ha flexible Möglichkeiten, rentable, werthaltige und adress-bildende Firmensitze zu realisieren. Das Stichwort ist hier modulare Bauweise; dadurch können Flächen maßgeschneidert und bedarfsgerecht zugeschnitten werden, die Grundstücke werden optimal ausgenutzt, durch eine Grenzbebauung werden Grundstücks- und Baukosten minimiert. Wachstumsperspektiven werden durch individuelle Grundstückgrößen und Gebäudehöhen gewährleistet. Mit einer Lage am See und im Friedenspark betten sich die Flächen zudem in einen idyllischen Park ein.

Für das Technologie-Cluster bietet das Innovationsviertel im Nordwesten des Stadtkerns optimale Entwicklungsmöglichkeiten. In direkter Nachbarschaft zu dem medizinischen Zentrum der Universitätsklinik, dem naturwissenschaftlichen Bereich der Hochschule mit den entsprechenden Instituten sowie dem Wissenschaftspark mit dem Max-Planck-Institut bietet der Technologiepark Grundstücke für Unternehmen und Investoren aus dem Technologiebereich.

Das Thema Revitalisierung von Büroobjekten wird in Münster zukünftig eine größere Rolle spielen. Mit dem „Denkmal“ in der Innenstadt – der Revitalisierung der ehemaligen Landwirt-schaftskammer – ist ein erstes ambitioniertes Projekt von einem lokalen Investor angegangen worden. In die ca. 5.500 m² modernisierte Büroflächen in einem denkmalgeschützten Objekt ziehen im Mai die ersten Mieter ein. Aber nicht jedes Altobjekt muss dabei wieder für eine Büronutzung hergerichtet bzw. umgebaut werden. Investoren in Münster haben bedingt durch den attraktiven Wohnungsmarkt im Zentrum durchaus mehrere Alternativen, ihre Immobilie wieder zukunftsfähig und werthaltig zu machen.

Das Interview führte Andreas P. Lienig
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