Köln (10/2006, National)

Erholungscharakter der Bürowelt

Fragen an den Architekten Jens Ludloff, Geschäftsführer bei Sauerbruch Hutton und Projektverantwortlicher für die Cologne Oval Offices, und Theodor J. Greif, Geschäftsführer der Greif & Contzen Immobilienmakler GmbH in Köln.

Herr Ludloff, die Cologne Oval Offices entstehen in Köln an einem Ort, der für die Wirtschafts- und Architekturgeschichte Kölns prägend war. Wie haben Sie die direkte Nachbarschaft zum Haus der Deutschen Wirtschaft in Ihr Konzept einbezogen?

Jens Ludloff: Wir haben uns mit diesem – für Köln besonderen – Standort intensiv auseinandergesetzt. So repräsentierte einst das Haus der Deutschen Wirtschaft das geistige Zentrum der westdeutschen Wirtschaftsmacht, verbunden mit der Formensprache der siebziger Jahre. Insofern war es eine Herausforderung, sich dieser Ästhetik zu stellen, sie in ihrer gewachsenen Struktur anzuerkennen und gleichzeitig durch einen ganz eigenen, neuen ästhetischen Ausdruck unserer Zeit zu überhöhen.

Dabei zeigt sogar das Nebeneinander dieser beiden Gebäude die Entwicklung der Immobilienwirtschaft. Nicht der Bauherr selbst wird in unsere Gebäude einziehen, sondern die Oval Offices stehen in diesem geschichtsträchtigen Kontext nun als ein Investitionsobjekt des Immobilienhandels.

Herr Greif, Bayenthal hat noch mehr zu bieten als die Rheinuferstraße. Warum ist für Sie dieser Bauplatz besonders attraktiv?

Theodor J. Greif: Hier in Bayenthal existiert ein besonderes Miteinander – in einem spannenden Mix aus Tradition und Moderne wird das lebendig, was in Köln als „typischer Veedels-Charakter“ bezeichnet wird, und zugleich haben wir eine sehr repräsentative Stadtlage unmittelbar am Rheinufer. Eine gewachsene Infrastruktur mit fußläufig erreichbaren Geschäften der unterschiedlichsten Art, mit einem breit gefächerten Gastronomieangebot inklusive gehobener Restaurants, einer direkten Anbindung an die Stadtbahnlinie 16 und einer schnell erreichbaren Kölner Südstadt als bekanntem Szene- und Künstlerviertel verbindet sich hier mit herausragender Architektur in beeindruckender Umgebung. Ein seltener Glücksfall, der den Bauplatz am Gustav-Heinemann-Ufer zu einer der Top-Adressen in der Domstadt und zum attraktiven Standort für Unternehmen macht. Die Nachbarschaft zu dem markanten Siebziger-Jahre-Bau ist ebenso ein Pluspunkt – wo findet sich schon so geballte Wirtschaftshistorie an einem Ort?

Jens Ludloff: Die Zeit findet sich eben auch – oder gerade – in Gebäuden wieder. Wir versuchen, mit den Cologne Oval Offices den unmittelbaren Raum zu formen und die Umgebung dadurch aufzuwerten. Sauerbruch Hutton nimmt in den Cologne Oval Offices die Sprache des Bestandsgebäudes bewusst auf und interpretiert sie in der Formensprache unserer Zeit und nach heutigen Ansprüchen an ein Bürogebäude.

Sie sprechen von gewachsenen Strukturen – gehört auch die Parklandschaft rund um die Cologne Oval Offices dazu?

Jens Ludloff: Die noch vorhandenen Fragmente der typischen Auenlandschaft werden bewusst durch unsere Landschaftsplanung ergänzt. Ehemals prägten allein Villen und Gärten den südlichen Teil Bayenthals bis zur Marienburg. Das Gustav-Heinemann-Ufer wird auch heute noch durch den alten Baumbestand geprägt und konnte den Charakter der ehemaligen parkähnlichen Auen bewahren, obwohl viele Villen als Firmenrepräsentanzen umgenutzt oder durch Neubauten ersetzt worden sind.

Die Cologne Oval Offices spiegeln in ihrer organischen Form und den natürlichen Farben diesen Bezug zur Parklandschaft. Selbstverständlich ist auch die Nähe des Flusses in den fließenden Bewegungen der Gebäudefluchten aufgenommen. Die leichten Dünen und Hügel auf dem Wiesengrundstück unterstreichen diesen Aspekt, der eine Art „Erholungscharakter“ in die Bürowelt holt.

Arbeit und Erholung widersprechen sich also nicht?

Jens Ludloff: Nein, die besondere Atmosphäre der Cologne Oval Offices wird sogar eine ganz konzentrierte und gleichzeitig individuell ausgerichtete Art der Arbeit erlauben. Wir haben alle Erkenntnisse der Arbeitsphysiologie und -psychologie aufgenommen und mit diesem besonderen Konzept der organischen Gebäudeform verbunden, um eine einzigartige Symbiose entstehen zu lassen. Auch dies kann im Zusammenhang der historischen Villenbebauungen inmitten großzügiger Parkgrundstücke und ihrer Umwidmung in Firmenzentralen gelesen werden.

Also ein ganz anderer Ansatz als im benachbarten Rheinauhafen?

Jens Ludloff: Ja, die Gebäude dort sind schon aufgrund ihrer historischen Funktion als „Arbeitsgebäude“ im Hafen, mit einer direkten Kaimauer zum Fluss viel kantiger, reduzierter und deutlicher auf ihre Zweckmäßigkeit ausgerichtet. Die Cologne Oval Offices sind durch ihre erhöhte Lage im hochwassergeschützten Bereich und können gleichzeitig von der attraktiven Nähe zum Fluss profitieren.

Haben Sie sich neben diesen historischen und ästhetischen Fragen auch konkret mit den Bedürfnissen des Marktes auseinandergesetzt – und wie haben Sie diese Bedürfnisse umgesetzt?

Jens Ludloff: Die Cologne Oval Offices sind eine Investition zur Fremdvermietung, und selbstverständlich haben wir die Bedürfnisse des Immobilienmarktes berücksichtigt. Die unterschiedlichen Bürotiefen ermöglichen eine flexible Gestaltung der Räume und können so auf die unterschiedlichen Anforderungen von Einzel-, Kombi- und Großraumbüros eingehen – dies schaffen wir in den Cologne Oval Offices sogar auf einer Geschossebene. Die geschwungene Form erlaubt sowohl die klassische Zweibundsituation im schmalen Teil der Gebäude als auch große Räume in den „weichen“, tieferen Gebäudeteilen.

Zwei Eigenschaften der Gebäude machen dies möglich: Zunächst haben wir alle Versorgungselemente sehr konsequent in das Gebäudeinnere verlegt, so stehen den Büronutzungen alle Fassadenflächen zur Verfügung. Mit dieser Mischung in einem Geschoss erfüllen wir genau die Bedürfnisse des heutigen Büroimmobilienmarktes.

Herr Greif, welche Chancen hat so ein ambitioniertes Projekt in der Immobilienlandschaft Kölns?

Theodor J. Greif: Wir sehen die Chancen für die Cologne Oval Offices, zu einem 1A-Bürostandort zu werden, als sehr gut an. In Köln ist der Markt für wirklich hochwertige Büroimmobilien noch nicht ausgeschöpft, es mangelt an repräsentativen und am „state of the art“ orientierten Flächen. Außerdem fehlt es Köln an prägender und charaktervoller Architektur, die Cologne Oval Offices werden hier eine herausragende Stellung im gesamten Stadtbild einnehmen.

Muss der Mieter der Cologne Oval Offices bei dem hohen ästhetischen Wert der Gebäude bei der Nutzungspraxis Abstriche machen? Wie sieht es konkret mit den Nebenkosten aus?

Jens Ludloff: Im Gegenteil, die so genannte „2. Miete“ wird bei den Cologne Oval Offices dank eines ausgefeilten Energiekonzepts sogar deutlich günstiger ausfallen als bei herkömmlichen Bauten.

Theodor J. Greif: Sogar wer nicht von der genialen Architektur der Cologne Oval Offices fasziniert ist, wird sich von der Funktionalität der Gebäude überzeugen lassen. Bei diesem Objekt greifen Form und Funktion logisch ineinander, das hat mich persönlich am meisten beeindruckt. Außerdem bin ich gespannt auf die wechselnden Farbspiele der Fassade – wer in diese Gebäude einziehen wird, hat auf jeden Fall genügend Aufmerksamkeit!
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