Stuttgart (10/2006, National)

Büroanzeiger – Personality

Prof. Dr. Hans Sommer

In kaum einem anderen Sektor wird durch unprofessionelles Handeln von Beteiligten so viel Kapital vernichtet wie in der Immobilien- und Bauwirtschaft. Drees & Sommer versucht mit seinen Leistungen diesen Effekt zuverlässig zu verhindern. Bernd Eger sprach mit Prof. Dr. Sommer über Historie, Erfolgskonzept und Zukunftsvision des Marktführers im Projektmanagement.

Guten Tag, Herr Professor Sommer. Als erstes interessiert uns natürlich die Historie bzw. die Entstehungsgeschichte von Drees & Sommer. Stellen Sie uns doch bitte Ihr Unternehmen kurz vor.

Angefangen hat es bei uns vor 36 Jahren. Damals haben wir als Ingenieurbüro die Netzplantechnik als Methode für die Terminplanung von Bauvorhaben eingesetzt, mit der man komplexe und in sich verschachtelte Terminabläufe berechnen konnte. Seitdem hat sich viel getan bei den Werkzeugen, die wir anwenden, und wir sind von drei Mann 1970 auf rund 700 Mitarbeiter angewachsen und bieten neben dem Projektmanagement technische Beratung rund ums Bauen und die Immobilie.

Das Unternehmen ist mittlerweile zu einem internationalen Konzern gewachsen, wo liegen Ihre Schwerpunkte?

Inzwischen sind wir mit zehn deutschen und 14 internationalen Büros in Europa, in der Golfregion und in Asien vertreten und betreuen jährlich rund 400 Projekte unterschiedlichster Art und Größe. Kerngeschäft ist immer noch das Projektmanagement, das heißt, es ist unsere Aufgabe, für den Bauherrn oder Investor das magische Dreieck von Terminen, Kosten und Qualität in der Waage zu halten. Seit über zehn Jahren spielt aber die Beratung der Bauherren zur Optimierung der Ertrags- und Aufwandssituation eine zunehmend große Rolle. Zusätzlich sind spezielle Leistungen wie die Bewertung bei Immobilientransaktionen, die PPP-Beratung für Auslober und Anbieter sowie die Beratung bei Facility Management und bei Revitalisierungen wichtige Leistungsfelder.

Ohne zu sehr aus dem Nähkästchen zu plaudern – wo sehen Sie das Erfolgsgeheimnis von Drees & Sommer, das Sie ja zum Marktführer im Projektmanagement gemacht hat?

Ich glaube, es sind vor allem zwei Gründe:
Zum einen, dass wir nie stehen geblieben sind. Neue Methoden auszuprobieren und Innovationen am Markt durchzusetzen, das war schon immer ein Markenzeichen von Drees & Sommer. Das hat 1970 mit der Netzplantechnik für den Baubereich begonnen, wurde mit der Methode zur sicheren Berechnung von Baukosten und Baunutzungskosten fortgesetzt. Es folgten Gebäudesimulationen zur Erzielung von Energieeinsparungen und zur dreidimensionalen Visualisierung von Architektenplänen. Inzwischen hat sich das ebenfalls bei uns entwickelte internetbasierte Projekt-Kommunikations-Management – auch PKM genannt – zur Online-Kommunikation und zum Datenaustausch in Bauprojekten durchgesetzt.

Zum anderen haben wir Mitarbeiter, die unternehmerisch denken, eigenverantwortlich und zuverlässig unsere Kunden betreuen und so für jedes Projekt und jeden Bauherrn die passenden Lösungen finden. Null-acht-fünfzehn-Abläufe gibt es bei Projekten unserer Größenordnung und Komplexität nicht.

Zurück nach Stuttgart, hier schlägt das Herz des Unternehmens. Wie wichtig ist der Standort für Sie persönlich?

Aus Stuttgart heraus ist unser Netzwerk gewachsen. Und Stuttgart ist traditionsgemäß ein wichtiger Standort für Architektur und Bauen. Mir persönlich sind die Stadt und die Region ans Herz gewachsen, da ich hier geboren bin und an der Universität in Stuttgart studiert habe. Andererseits bin ich schon viel in der Welt herumgekommen und bin generell eher weltoffen.

Was haben Sie in der Region Stuttgart denn für bedeutende Projekte realisiert?

Wichtige Projekte waren sicherlich die verschiedenen Terminals und die Infrastruktur-maßnahmen für den Flughafen Stuttgart, zahlreiche Krankenhäuser in der Region, die Internationale Schule, die Neubauten der Landesbank Baden-Württemberg sowie der Landes-bausparkasse, das Kunstmuseum am Schlossplatz und – jüngst erst eröffnet – das neue Mercedes-Benz Museum und viele andere Bauvorhaben. Aktuell betreuen wir unter anderem das Mega-Projekt Messe Stuttgart, das im Herbst 2007 eröffnet wird, und die große Umstrukturierung des Klinikums Stuttgart.

Und was wünschen Sie sich für Stuttgart – gibt es etwas, was Sie hier noch unbedingt verwirklichen wollen?

Nach dem Potsdamer Platz war Stuttgart 21 mein zweites „großes Baby“ – das leider zwischenzeitlich gestoppt wurde. Ich bin auch für dieses Projekt noch guten Mutes, denn bisher wurden alle visionären Projekte, bei denen ich dabei sein durfte, irgendwann realisiert. Und für Stuttgart und Baden-Württemberg wünsche ich mir sehr, dass das Projekt Stuttgart 21 wieder auf die Schiene kommt.

Bei einem Treffen erzählten Sie mir einmal von dem „wirtschaftlich betriebenen Wohlfühlgebäude“ – was genau meinen Sie damit und gibt es eine Lieblingsimmobilie dieser Art für Sie?

Mir war es schon immer wichtig, dass sich die Menschen in den Gebäuden, in denen sie wohnen oder arbeiten, auch wohl fühlen und dass die Energieressourcen geschont werden. Solche Gebäude sind nur dann realisierbar, wenn sie in Bau und Betrieb wirtschaftlich sind und sich das Ganze rechnet. Das ist mit der richtigen Gebäudekonstruktion, intelligenten Heizungs- und Kühlsystemen sowie alternativer Energieversorgung möglich. Meine Parole dazu heißt: „Ökologie und Ökonomie müssen unter einen Hut.“ Realisiert wurde ein solches Konzept beispielsweise in unserem Bürogebäude in den Oberen Waldplätzen in Stuttgart-Vaihingen, das man auch als Lieblingsimmobilie von mir bezeichnen könnte.

Wie sieht die Zukunft von Drees & Sommer aus?

Wir wollen unsere Leistungen noch passgenauer auf die Bedürfnisse unserer Kunden zuschneiden und überflüssige Leistungen vermeiden. Wir gehen verstärkt in neue Dienstleistungen wie beispielsweise „Intelligentes Bauen zum Festpreis“ – bei uns ein Produkt der BuildingAgency – und Public Private Partnership, wo wir sowohl die öffentliche Hand als auch die Privatwirtschaft mit unserem Fachwissen beraten.

Ein zunehmend wichtiges Thema wird das Bauen im Bestand oder die Revitalisierung, sei es durch Sanierung oder auch Abbruch mit Neubau. Im Zusammenhang mit beidem spielt das Thema Lebenszykluskosten – mit dem sich Drees & Sommer ja traditionell schon immer befasst – eine große Rolle. Intern haben wir begonnen, unsere Prozesse und die Arbeitsweise im Unternehmen noch schärfer unter die Lupe zu nehmen. Sie werden einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess – kurz KVP – unterzogen. Das bedeutet, dass wir die Tätigkeiten aller Prozesse auf ihre Wertschöpfung hin untersuchen und versuchen, die nicht wertschöpfenden Arbeiten zu minimieren – oder bestenfalls abzuschaffen. Darin sehen wir ein sehr hohes Potenzial, um die Qualitäten und die Ergebnisse sowie die „Work-Life-Balance“ unserer Mitarbeiter zu verbessern.

Ihr mittlerweile weltweites Netzwerk verlangt absolutes Vertrauen in alle Ihre Partner – wie halten Sie die Werte und Ziele bzw. das Leitbild von Drees & Sommer im globalen Verbund aufrecht?

Um das, was uns wichtig ist und was Drees & Sommer ausmacht, nachhaltig bei jedem einzelnen Mitarbeiter zu verankern, haben wir 2005 unser Unternehmensleitbild gemeinsam neu aufgesetzt. Diese eher allgemeinen Werte und Ziele interpretieren jetzt die einzelnen Bereiche so, dass sie auf ihre jeweiligen Aufgaben passen und nah an ihrer täglichen Arbeit sind. Ergänzt werden muss dies durch eine sehr gute Kommunikation nach innen.

Noch eine Frage zum Schluss, gibt es eine Message, die Sie gerne den Verantwortlichen für Stadt- und Projektentwicklung in Stuttgart noch mitteilen möchten?

Ich denke, dass wir in Stuttgart und der Region sehr aufgeschlossene und innovative Verwaltungen haben, die in den letzten Jahren vieles bewegt und auf den Weg gebracht haben, um den Standort zu stärken.

Die Achillesferse der Region ist die verkehrliche Erschließung mit dem Ausbau von Schiene und Straße, und da ist man leider nicht in Stuttgart, sondern in Berlin zuständig. Dort sollte man sich allerdings schnellstens Gedanken machen, wie man einen guten Steuerzahler weiterhin in die Lage versetzen kann, die guten Ergebnisse auch in Zukunft zu bringen. Ein wichtiger Beitrag dazu wäre der Baubeschluss für Stuttgart 21 noch dieses Jahr.

Herr Professor Sommer, ich bedanke mich für das Interview und wünsche weiterhin viel Erfolg!
Facts:
Informationen erhalten Sie unter: www.dreso.com
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