wien Aktuell (10/2004, Wien)

Interview, Dr. Kallinger, Kallco-Bauträger

Herr Dr. Kallinger, ich habe Ihr Projekt MQ West vor mir liegen. Als Architekt erlaube ich mir zu sagen: außergewöhnliche anstatt Investoren-Architektur. Ist das Ihr Konzept?

Eigentlich sollten gute Architektur und Investoreninteresse kein Widerspruch sein, sondern das Gegenteil: Jeder vorausschauende Investor ist gut beraten, nicht nur auf die augenblickliche Rendite seines Investments zu schauen, sondern den langfristigen und nachhaltigen inneren Wert der Immobilie mit zu bedenken.

Gute Architektur kann langfristige Werte sichern und ist damit wirtschaftlich, auch wenn die Anfangskosten eines Projektes mit durchschnittlicher oder einfallsloser Architektur niedriger liegen mögen. Als Rahmenbedingung muss man aber immer von einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis ausgehen, das auch die Architektur nicht grundsätzlich sprengen darf – von reinen Prestigebauten einmal abgesehen.

Werden diese Rahmenbedingungen missachtet, wird das Engagement für die Architektur zum Hobby, das man sich vielleicht das eine oder andere Mal, aber nicht als generelle Firmenphilosophie leisten kann, wie wir das versuchen.

Bei jedem Ihrer Projekte legen Sie Wert auf die Zusammenarbeit mit hervorragenden Architekten und Künstlern. Warum ist Ihnen das wichtig?

Es ist einfach eine Frage der Arbeitsqualität und der Lebensphilosophie. Projekte, die sich als positiver Beitrag für das Stadtbild erweisen und als wichtig wahrgenommen werden, gewähren nicht nur mir als Unternehmer, sondern auch den Mitarbeitern von KALLCO ein Gefühl des Stolzes auf die eingebrachte Leistung und Anstrengung, und das ist mehr wert als Geld allein.

Die aus der Zusammenarbeit mit kreativen Gestaltern gewonnenen Einblicke und Erfahrungen können für alle Beteiligten sehr bereichernd sein.

Namhafte Planer gelten in Investorenkreisen als schwierig – sind Sie da anderer Meinung?

Ich würde gerne zwischen guten und namhaften Planern unterscheiden, das ist nicht immer dasselbe. Gute Planer sind für mich auch solche, die die Erfordernisse und Notwendigkeiten des Bauherrn verstehen und ihr Planungskonzept darauf einstellen können, ohne sich in ihrer Architektursprache und baukünstlerischen Qualität zu schmälern.

Planer, die das nicht können oder wollen und die vielleicht meinen, sich kraft ihres Namens über den Bauherrn stellen zu können, haben bei uns nichts verloren.

Eines ist aber jedenfalls klar: Engagierte Architektur braucht wirksame Begleitung durch eine effiziente Bauherrnorganisation, die mit dem kreativen Niveau des Architekten Schritt halten kann.

Hervorragende Architektur ist ein Vermarktungsvorteil. Ist Sie nicht auch kulturelle Aufgabe jedes Bauherrn?

Hervorragende Architektur ist nicht immer ein Vermarktungsvorteil. Sie hat gegenüber dem Mainstream den Nachteil, dass sie nicht unbedingt mit breiter Zustimmung (oder Gedankenlosigkeit) rechnen kann, sondern vielleicht auch polarisiert.

Das schränkt den Kreis der Nachfrager ein, schafft aber andererseits in den Menschen, die das Anliegen verstehen, treue Kunden. Als kulturelle Aufgabe steht für mich Architektur völlig außer Frage.

Architektur als gebaute Umwelt ist eine der wichtigsten Lebensäußerungen einer Gesellschaft und deren Spiegelbild; wie sonst würden uns die Bauten vergangener Kulturen so faszinieren?

Als Mieter oder Käufer würde ich Ihre Einstellung zur Gebäudegestaltung begrüßen – wie reagiert der Markt darauf?

Der Markt reagiert auf die KALLCO-Philosophie durchwegs positiv. In schwachen wirtschaftlichen Zeiten, wie wir sie in den letzten Jahren hatten, hat sich unser Engagement bezahlt gemacht.

Bemerkenswert ist der steigende Anteil an Kunden, die aufgrund von Mundpropaganda zu uns kommen oder weil sie Projekte von uns gesehen haben; das freut uns natürlich und gibt uns Mut für weitere interessante Projekte.

Das Interview führte Markus Bachmaier, Büroanzeiger
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