Rubriken (08/2004, München)

Vorwort Stadtbaurätin Prof. Christiane Thalgott

VORWORT

Die in jüngster Zeit veröffentlichten Städterankings belegen deutlich den Spitzenwert von München und seinem Umland als Wirtschaftsstandort und Lebensraum. Auch die demographischen Prognosen und die Standortbewertungen für den Wirtschaftsraum München sind nach wie vor positiv, und nach Einschätzung von Experten wird München weiterhin einer der gefragtesten Standorte für Büroimmobilien in Deutschland bleiben. Gründe hierfür liegen in einer gesunden Branchenmischung, der hohen Präsenz von Unternehmenszentralen, dem hochqualifizierten Arbeitskräftepotenzial, der Präsenz von Lehre und Forschung und nicht zuletzt auch in der hohen Lebensqualität. Allerdings können wir die aktuelle Entwicklung auf dem Immobilienmarkt nicht ignorieren: Der deutsche Büroimmobilienmarkt ist von rückläufigen Umsätzen geprägt und auch in München seit 2002 in Umbruch geraten. Die Leerstände haben 2003 zum ersten Mal in den letzten zehn Jahren die Ein-Millionen-Quadratmeter-Marke überstiegen. Im deutschlandweiten Vergleich bleibt die Leerstandsquote in München allerdings immer noch deutlich hinter Frankfurt, Düsseldorf und Berlin zurück.

Die hohe Leerstandsrate hat natürlich auch Einfluss auf das Preisniveau der Gewerbeimmobilien genommen. Die Spitzenmieten sind deutlich gefallen, der Druck auf die Mietpreise hält auch noch in diesem Jahr an. Aus Sicht der Stadtentwicklungsplanung kann diese Entwicklung aber durchaus auch als eine Chance begriffen werden, die vor allem in einer pozentiell höheren Fluktuation begründet liegt: Das Mietniveau von Gewerbeimmobilien nähert sich allmählich dem Niveau von Wohnungsneubauten. Angesichts des nach wie vor angespannten Wohnungsmarktes besteht nun seit langer Zeit die Möglichkeit, dass die gewerblichen Nutzer von zweckentfremdetem Wohnraum in die neuen attraktiven Büroflächen umsiedeln, die ihnen optimale Flächenzuschnitte und hochmoderne technische Ausstattung bieten. Die entsprechende Entlastung auf dem Wohnungsmarkt käme letztlich auch den Betrieben zu Gute, die aufgrund der hohen Wohnungspreise oft Schwierigkeiten beim Anwerben qualifizierter Arbeitskräfte haben. Wenn Betriebe ihre bisherigen weniger optimalen Standorte in größerem Umfang aufgeben, können diese Flächen durch städtebauliche Neuordnung umstrukturiert und entsprechend heutigen Anforderungen optimiert werden. Ein anderer positiver Aspekt ist die zunehmende Bedeutung von besonderen Konzepten und hoher gestalterischer Qualität und Identität für den Marktwert der Immobilie. Ein hoher Gestaltwert bei neuen Projekten kann so auch zur Aufwertung von Quartieren beitragen. Für die Arbeit an unseren Stadtentwicklungskonzepten ist die Beobachtung von Veränderungen auf dem Immobilienmarkt wichtig. Eine kurzfristige Reaktion auf die Marktsituation kann aber nicht der Maßstab für langfristig orientierte städtebauliche Planung sein. Deren Ziel ist die nachhaltige Sicherung von Standortqualität und verlässlichen Rahmenbedingungen für privat-wirtschaftliche Investitionen. Die Stadt München verfolgt mit Nachdruck das Ziel, ein ausgewogenes Flächenangebot für moderne Arbeitsplätze und auch ausreichenden Wohnraum für die Beschäftigten bereitzustellen. Im Hinblick auf die sich verändernden Rahmenbedingungen muss zukunftsfähige Gewebeflächenentwicklung auch eine qualifizierte Standortentwicklung sein, sowohl bezogen auf den Gesamtraum als auch auf den Einzelstandort. Um genau dieses zu kommunizieren, ist der Büroanzeiger mittlerweile zu einer festen Größe in München geworden. Wir wünschen auch weiterhin viel Erfolg.

Prof. Christiane Thalgott
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